Viele Aktienkurse stehen im September 2020 wieder höher als vor dem Corona-Crash. Ich tue mir momentan schwer, die aktuellen Unternehmenszahlen richtig einzuordnen. Bei vielen Unternehmen ist weiterhin nicht klar, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Insofern sind Prognosen schwierig und auch auf Analystenerwartungen sollte man sich nicht verlassen. Umso wichtiger ist ein solides und verständliches Geschäftsmodell für uns als Investoren. Heute möchte ich euch zwei Unternehmen vorstellen, die sich auch schon in früheren Watchlist-Beiträgen gefunden haben und die für mich derzeit sehr interessant sind.
1. Walgreens Boots Alliance
Walgreens ist neben CVS Health einer der beiden großen Drogerie- und Apothekenketten der USA. Während CVS mit der Übernahme des Krankenversicherers Aetna im Jahr 2018 den Weg hin zu einem ganzheitlichen Gesundheitsanbieter angetreten hat, ist Walgreens bisher bei seinem klassischen Geschäft geblieben. CVS Health befindet sich bereits seit mehreren Jahren in meinem Depot.
Geschäftsmodell
Walgreens Boots Alliance ist ein weltweit agierender Einzelhandelskonzern in der Drogeriebranche. Das Unternehmen ist mit über 9.000 Filialen unter den Marktführern in den Vereinigten Staaten. Die Apotheken des Unternehmens verkaufen verschreibungspflichtige sowie rezeptfreie Arzneimittel, Kosmetika, Hygieneprodukte, Haushaltswaren, Getränke und Lebensmittel. Die Arzneimittel können sowohl im Laden als auch per Telefon oder Internet erworben werden. Neben den Einzelhandelsfilialen gehören auch eigene Anlagen, Impfstellen, Spezialapotheken und Versandzentren zum Filialspektrum. In einem typischen Walgreens-Geschäft sind zwischen 25 und 30 Mitarbeiter beschäftigt. Neben dem Pharmaziebereich besteht ein Fotosektor, eine Kosmetikabteilung und ein allgemeiner Verkaufsbereich von Produkten. Hauptkonkurrenten sind die Unternehmen CVS, Wal-Mart, Rite Aid sowie Target Corporation.
Das Unternehmen hat seinen Sitz in Deerfield, Illinois und ist mit seinem Fillialnetz die größte US-amerikanische Apothekenkette. Der Name Walgreens Boots Alliance geht aus der Fusion von Walgreens mit Alliance Boots im Jahr 2015 hervor. Der hierdurch entstandene Konzern hat einen Jahresumsatz von über 136 Milliarden Dollar. Es werden 180.000 Apotheken mit über 370 Distributionszentren in 20 Ländern beliefert. Der CEO Stefano Pessina ist gleichzeitig größter Einzelaktionär des neuen Unternehmens.
Fundamentaldaten
Das Unternehmen befindet sich mehr oder weniger seit dem Jahr 2015 in einem Abwärtstrend. Dem entgegen stieg der Gewinn je Aktie im Schnitt um über 10 % in den vergangenen 20 Jahren. Während der Finanzkrise gab es 2009 einen kleinen Einbruch, der weniger als zwei Jahre später schon wieder aufgeholt war. Zwischendurch gab es immer wieder einzelne Schwächephasen, so in den Jahren 2013/2014 oder seit 2019. Einen deutliche Gewinneinbruch wird nach derzeitigen Prognosen die Corona-Pandemie bringen.
Den kurstechnischen Verfall hat Walgreens gemein mit den Konkurrenten wie CVS Health. Dieser ist nicht unbedingt mit schlechten Geschäftszahlen zu erklären. Zum einen schwebt über der Branche permanent die Angst des Phänomes durch “Death by Amazon”. Das Unternehmen von Jeff Bezos hat des Öfteren Andeutungen gemacht, in den Apothekenhandel einsteigen zu wollen. Die Investoren haben Angst vor einem Sterben des stationären Handels wie Walgreens ihn anbietet, sollte Amazon die “Drohung” wahr machen. Als zweiter Punkt kommt das amerikanische Gesundheitssystem zum Tragen, welches das teuerste auf der ganzen Welt ist. Von politischer Seite stehen immer wieder Änderungen im Raum, die sich negativ auf Unternehmen wie Walgreens auswirken könnten. Tatsächlich passiert ist in dieser Richtung in den letzten Jahren nicht viel.
Zuletzt hat das Unternehmen wie viele andere dann noch an Kurswert im Zuge der Corona-Pandemie verloren. Unter anderem in Großbritannien, wo Walgreens ebenfalls Läden unterhält, machte sich der Lockdown stark bemerkbar. Im letzten Quartal wurde hier größere Abschreibungen getätigt. Mittlerweile befinden wir uns kurstechnisch fast wieder auf dem Niveau von 2012. Für einen weiteren Kursverfall sorgen Gerüchte, Walgreens könnte von der Börse genommen werden. Der derzeitige CEO hält etwa 16 % am Unternehmen selbst.
Quelle: Fastgraphs.com
Walgreens ist ein Dividendenaristokrat. Die Dividende wurde seit 1976 in 45 Jahren immer gesteigert. Gerade in der jetzigen Situation ist es aus meiner Sicht wichtig, in solide Unternehmen zu investieren. Meine Meinung hierzu könnt ihr auch hier nachlesen. Die Ausschüttungsquote ist auch nach dem prognostizierten Gewinneinbruch moderat, die Dividendenrendite ist mit 5,4 % historisch hoch. Trotz der schwierigen Phase wurde die Dividende im Juli um 2,2 % erhöht.
2. Nasdaq
Der Börsenplatzbetreiber Nasdaq Inc. ist eine meiner Lieblingsaktien, auch wenn man derartige bekanntermaßen nicht haben sollte.
Geschäftsmodell
Die NASDAQ OMX Group Inc. ist einer der größten internationalen Börsenbetreiber. Der Konzern ist in den Bereichen Handel, Börse und Aktiengesellschaften tätig. Der Börsenträger bietet seinen internationalen Kunden zahlreiche Dienstleistungen und Kapitalaufnahme-Lösungen an. Darüber hinaus ermöglicht die Unternehmenstechnologie den Betrieb von zahlreichen Börsen, Clearing-Gesellschaften und Wertpapiersammelbanken in mehr als 50 Ländern. Aus einer Börsenfusion von NASDAQ und OMX entstanden, liefert die Gesellschaft Branchenkenntnisse sowie moderne technische Entwicklung im Börsensektor. Im Bereich OTC (over-the-counter) werden auch Strom- und Gasverträge gehandelt. In Europa hält NASDAQ Börsen in Stockholm, Kopenhagen, Helsinki, Island (hier als NASDAQ OMX Nordic), Tallinn, Riga, Vilnius (als NASDAQ OMX Baltic). Zusätzlich unterhält der Börsenbetreiber den weltweit größten Handel mit Energie-Derivaten, wozu auch der europäische Carbon-Handel gehört.
Fundamentaldaten
Zur Corona-Hochphase hatte die Aktie zwischenzeitlich fast 40 % verloren und teilte hier das gleiche Schicksal wie viele andere Werte. Aus der meiner Meinung nach deutlichen Überbewertung war zwischenzeitlich eine faire Bewertung geworden. Der Kurs hat sich allerdings sehr schnell erholt und zwischenzeitlich bereits neue Höchststände erreicht.
Auch zu Corona-Zeiten laufen die Börsen bestens, so dass im laufenden Jahr ein deutliches Gewinnwachstum erreicht werden kann. Für 2021 gehen die Analysten von einer Stagnation aus, mit einem Einbruch rechnet hier allerdings niemand. Dem entsprechend ist der Kurs seit dem Tief im März wieder stark gestiegen.
Quelle: Fastgraphs.com
Der durchschnittliche Jahres-Return seit 2012 liegt bei über 14 % und hat damit den S&P 500 mit 8,4 % deutlich outperformt.
Quelle: Fastgraphs.com
Eine Dividende wird seit dem Jahr 2012 gezahlt und seitdem jährlich erhöht. Die durchschnittliche Steigerungsrate lag bei fast 25 %, auch wenn die letzte Steigerung deutlich niedriger ausfiel.
Mit einem KGV von derzeit 22 ist das Unternehmen aus meiner Sicht weiter fair bewertet, vor allem im Peer-Group-Vergleich. Die deutsche Börse AG notiert momentan beispielsweise zu einem KGV von 26.
Wie ist eure Meinung zu den Unternehmen. Habt ihr das ein oder andere auch auf dem Schirm, oder seid bereits investiert? Ich freue mich auf Kommentare von euch.
Quelle der Grafiken und Bilder: Fastgraphs.com, Unternehmenspräsentationen
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