Ja ich weiß, der Titel des Artikels ist sehr provokant. Ich mag es aber einfach gerne: Aktien von Unternehmen kaufen, deren Anteile gerade haufenweise auf den Mark geschmissen werden, weil sie keiner mehr haben will. Einer dieser Fälle ist gerade Starbucks. Gefühlt ist alles schlecht, das Unternehmen geht den Bach runter. Zumindest scheinen diese Gedanken bei vielen Marktteilnehmern vorzuherrschen. Seit Jahresanfang ist die Aktie fast 40 % im Minus. Warum für mich jetzt der Zeitpunkt ist zuzuschlagen, erfährst du in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Kurze Geschichte und Geschäftsmodell von Starbucks
Starbucks ist eine der bekanntesten Marken weltweit. Was vor über 50 Jahren in Seattle am Pike Place mit einem einzelnen Kaffee-, Tee- und Gewürzgeschäft startete, ist heute mit etwa 34.000 Filialen die größte Kaffeehauskette der Welt.
Die große Expansion des Unternehmens begann, als Howard Schultz dieses 1987 den damaligen Eigentümern für 3,8 Millionen Dollar abkaufte. Schultz war vorher Angestellter bei Starbucks gewesen und verantwortete die Bereiche Vermarktung und Einzelhandel. Nachdem das Gründertrio seine Expansionswünsche ablehnte, gründete Schultz seine eigene Unternehmung und eröffnete 1985 die Kaffeebar „Il Giornale“. Nachdem die Gründer von Starbucks ihren Verkaufswunsch geäußert hatten, schlug Schultz zu.
Bis zum Jahr 2000 amtierte Schultz, der Starbucks 1992 an die Börse gebracht hatte, als CEO des Unternehmens. Zum Ende seiner (ersten) Amtszeit verfügte Starbucks über knapp 3.500 Läden. Weiterhin als Chairman tätig, war Schultz danach zwar nicht mehr ins operative Tagesgeschäft eingebunden, im Unternehmen aber weiterhin omnipräsent. Im Jahr 2007 verschlechterten sich die Kennzahlen der Firma zusehends. Der Charme der Läden hatte gelitten, Schultz war unzufrieden mit dem Angebot. So hatte man beispielsweise Ausflüge in die Unterhaltungsbranche unternommen und verkaufte auch CDs in den Geschäften. Hier war man sogar überaus erfolgreich, das mit Ray Charles im Jahr 2004 produzierte Album „Genius Love Company“ erreichte mehrfach Platin und konnte acht Grammys einheimsen. Starbucks entfernte sich so jedoch von seinem Hauptgeschäft, dem Kaffee. Auch warme Sandwichs mit überbackenem Käse waren ein Verkaufsschlager, sorgten in den Filialen jedoch für unangenehme Gerüche und übertünchten den Geruch von frisch gemahlenem Kaffee, für den Starbucks vormals stand. Nach Querelen zwischen Schultz und dem damaligen CEO kehrte ersterer Anfang 2008 wieder auf den Chefsessel zurück. Er krempelte vieles um und brachte den mittlerweile schwerfälligen Tanker wieder auf Kurs. In den USA wurden 600 Geschäfte geschlossen und mehr als 10.000 Arbeitsplätze abgebaut. Wer hierzu mehr erfahren möchte, dem lege ich das Buch „Onward. Wie Starbucks erfolgreich ums Überleben kämpfte, ohne seine Seele zu verlieren“* ans Herz. Schultz beschreibt hier minutiös die Geschehnisse der damaligen Zeit.
Ende 2016 zog sich Schultz abermals zurück und übergab den CEO-Posten an den bisherigen COO Kevin Johnson. Im Jahr 2017 habe ich selbst erstmals in Starbucks investiert. Zwischen Ende 2015 bis etwa Mitte 2018 verlief der Aktienkurs von Starbucks seitwärts. Nach der Übernahme des Ruders durch Johnson setze die Aktie zu einer Rallye an. Dieser verfolgte eine seht aktionärsfreundliche Geschäftspolitik, die unter anderem in starken Aktienrückkäufen resultierte. Im Gegenzug wurde allerdings die Verschuldung nach oben geschraubt.
Die Anfang 2020 ausgebrochene Corona-Pandemie stellte das Unternehmen vor große Herausforderungen. Viele Geschäfte mussten geschlossen werden, Umsatz und Gewinn brachen ein. Vor allem in den USA hat sich die Thematik gebessert, das Geschäft in China (dem zweitwichtigsten Markt) leidet jedoch weiter. Und wieder tritt Howard Schultz vor und hat vor kurzem zum dritten Mal den Chefsessel übernommen um Starbucks wieder auf Kurs zu bringen.
Laut eigener Aussage möchte Starbucks die Anzahl seiner Filialen bis zum Jahr 2030 auf etwa 55.000 erhöhen. 51% der Läden werden von Starbucks selbst betrieben, 49 % sind an Lizenznehmer vergeben. Wichtigster Umsatzbringer sind klassischerweise Heiß- und Kaltgetränke, deren Anteil liegt bei knapp 63 %. Der Verkauf von Essen steuert etwa 17 % bei, der Rest verteilt sich auf verpackte Lebensmittel, Lizenzeinnahmen sowie Merchandise-Artikel (etwa 20 %).
Bei der Gewinnentwicklung ist deutlich der Corona-Knick im Jahr 2020 ersichtlich. Dieser brach durch die Lockdowns um etwa 60 % ein, die Dividende war erstmals nicht durch den Gewinn gedeckt. Bereits 2021 setzte jedoch eine starke Erholung ein, für das Jahr 2022 wird wiederum mit einem Rückgang gerechnet.
Quelle: Aktienfinder
Was die Verteilung des Umsatzes angeht liegt das Heimatland USA sehr deutlich auf Platz 1. China ist mittlerweile der zweitwichtigste Markt für Starbucks. Dieser Fokus sorgt derzeit für einige Probleme, doch dazu später mehr.
Quelle: Aktienfinder
Viel mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht zum Geschäftsmodell von mir geben. Zu diesem Thema gibt es eine exzellente und aktuelle Analyse von Jonathan Neuscheler auf Abilitato.de. Dem dortigen Text kann ich wenig hinzufügen. Die Analyse findest du hier.
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Warum fällt die Starbucks Aktie so stark?
Im Nachhinein ist es natürlich immer einfach, Gründe für einen Kursabsturz zu finden. Die eine richtige Antwort dazu wird es nicht geben. Aus meiner Sicht spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle.
1. Inflation
Die Inflation hält die Welt gerade im Bann. In den USA, dem wichtigsten Markt für Starbucks, sind die Verbraucherpreise im März im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent gestiegen. Für den April war zwar ein kleiner Rücklauf auf 8,3 % zu verzeichnen, ob allerdings bereits ein Peak erreicht ist muss sich noch zeigen. Die Teuerungsraten sind auf jeden Fall die höchsten seit über 40 Jahren.
Darüber hinaus herrscht in den USA praktisch Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote lag im April diesen Jahres bei 3,6 % und damit deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Die Zahl der offenen Stellen liegt deutlich über der Zahl der Arbeitssuchenden. Vor allem für Starbucks, deren Baristas zu den schlechter bezahlten Jobs zählen, trifft das hart. Es können keine geeigneten Arbeitskräfte mehr gefunden werden. Das treibt die Lohnkosten nach oben. Die Stundenlöhne in den USA stiegen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,5 % nach 5,6 % im März. Starbucks hat indes bereits angekündigt, die Stundenlöhne seiner Angestellten in nur 18 Monaten ab Sommer diesen Jahres um 17 % anheben zu wollen.
Neben den Lohnkosten machen derzeit vor allem die Rohstoffkosten Sorgen. Starbucks ist einer der größten Abnehmer von Kaffee. Die Preise steigen seit Mitte 2020 stark an und befinden sich nahe ihrer 10-Jahres-Hochs.
Momentan erhöht Starbucks alle paar Monate seine Preise. Da man sich jedoch bereits im hochpreisigen Segment bewegt ist zumindest fraglich, wie lange die Konsumenten hier mitspielen werden, bevor es zu Umsatzeinbußen beim Unternehmen kommt.
Die amerikanische Notenbank versucht durch Zinssteigerungen und dem Abbau der Notenbankbilanz die galoppierende Inflation in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig zeigen die Indikatoren eine nachlassende Wirtschaftsleistung. Die FED muss hier einen besonderen Spagat hinbekommen, um die Wirtschaft nicht in eine Rezession zu manövrieren. Auch eine solche hätte negative Auswirkungen auf Starbucks. Sollten die Menschen den Gürtel enger schnallen müssen, wäre der morgendliche Starbucks-Kaffee eine einfache Möglichkeit des Geldsparens.
Die ersten Auswirkungen haben wir bereits in den letzten Quartalszahlen Anfang des Monats sehen können. Die operative Marge ist von 16 % im Vorjahresquartal auf 13 % gefallen. Im Earnings-Call wies CEO Schultz ausdrücklich auf die Herausforderungen durch die hohe Inflation hin, die zu einem weiteren Margendruck führen kann bzw. wird.
2. China
Zumindest im vergangenen Quartal war von nachlassenden Umsätzen in den USA noch nichts zu spüren. Die Umsätze in den bereits länger geöffneten Läden sind um 12 % gestiegen. Auch das Starbucks Reward-Treuprogramm konnte deutlich um 17 % zulegen.
Ein gegensätzliches Ergebnis zeigt sich allerdings in China. Der Umsatz sank um 23 %. Grund hierfür sind vor allem die starken Covid-Restriktionen. Die chinesische Regierung fährt eine harte Zero-Covid-Strategie, die immer wieder zu Lockdowns kompletter Großstädte wie Shanghai führt. Entsprechend sind die Starbucks-Läden dann ebenfalls geschlossen.
3. CEO-Wechsel
Wie oben angesprochen, rückte Howard Schultz im vergangenen Monat zum dritten Mal auf den Sitz des CEO. Dabei wirft der Abgang des seitherigen CEO Kevin Johnson einige Fragen auf. Nach eigener Aussage hatte dieser dem Aufsichtsrat bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, in absehbarer Zeit in Ruhestand gehen zu wollen. Der Kapitalmarkt wurde hierüber allerdings nicht informiert. So lagen am Ende zwischen der offiziellen Bekanntmachung und dem tatsächlichen Abgang von Johnson nur einige Tage. Das wirft zumindest die Frage auf, ob es hier zu einem Zerwürfnis innerhalb des Unternehmens gekommen ist.
Klar ist: Die Ausrichtung unter Howard Schultz wird eine deutlich andere als unter Kevin Johnson sein. An seinem ersten Arbeitstag verkündete Schultz die Aussetzung des erst im vergangenen Jahr verkündeten Aktienrückkaufprogramms: „Diese Entscheidung erlaubt es uns, mehr in unser Personal und unsere Läden zu investieren – es ist die einzige Möglichkeit, langfristigen Wert für alle Beteiligten zu schaffen“, so Schultz.
Auf diese Ankündigung hin verlor die Aktie weiter an Wert, Abstufungen von Analysten folgten.
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Warum kaufe ich Starbucks nach?
Kurz- bis mittelfristig weht Starbucks also ein eisiger Wind entgegen. Da ich jedoch Langfristinvestor bin, ist für mich nicht wichtig was in den nächsten drei Monaten oder im nächsten Jahr passiert, sondern wo das Unternehmen in zehn Jahren stehen kann.
Wer hier schon länger mitliest weiß, dass Situationen wie jetzt für mich Einstiegsgelegenheiten bilden. Ich möchte Anteile von Unternehmen zu einem attraktiven Preis erwerben. Dieser Moment ist aus meiner Sicht bei Starbucks momentan gegeben. Bei Betrachtung der Kennzahlen fällt auf, dass diese im 15-Jahres-Vergleich günstiger sind wie lange nicht. Das bereinigte KGV liegt derzeit bei 21,8 (15-Jahres-Mittel: 27,7), auch beim KCV und KUV liegen die Werte deutlich unter den langfristigen Durchschnittswerten.
Quelle: Aktienfinder
Auch aus Dividendensicht ist die derzeitige Bewertung attraktiv. Die aktuelle Rendite liegt bei 2,7 %, der langfristige Durchschnitt bei 1,6 %. Eine derart hohe Einstiegsdividende gab es bisher noch nie.
Quelle: Aktienfinder
Starbucks hat derzeit mit Problemen an vielen Fronten zu kämpfen. Der Kursverfall von knapp 40 % in 2022 spiegelt dies wieder und ist deutlich größer als Minus der großen Indizes. Aus meiner Sicht sind die skizzierten Schwierigkeiten allerdings temporärer Natur. Man sollte hier nicht damit rechnen, dass der Kurs schnell und stark steigt. Die nächsten Quartale werden herausfordernd, die Probleme aber sind lösbar. Das Vorgehen von Howard Schultz gefällt mir persönlich sehr gut. Er hat Starbucks zu der Firma gemacht, die sie heute ist. Kurzfristige Wertsteigerungen für die Aktionäre sind nicht sein Thema, er denkt langfristig und nimmt vorübergehend sinkende Ergebnisse in Kauf um die Firma in einigen Jahren gestärkt aus der derzeitigen Phase herauskommen zu lassen. Momentan bezeichnet er sich selbst nur als Interims-CEO bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Vielleicht wird er wie beim letzten Mal am Ende aber doch länger am Ruder bleiben. Mir gefällt außerdem, dass Schultz in den vergangenen Tagen selbst 210.000 Starbucks-Aktien gekauft hat.
Kann es kursseitig noch tiefer gehen? Klar das kann es immer. Da ich aber keine Glaskugel habe und nicht weiß, wann der Boden da ist, kaufe ich in Tranchen immer wieder nach.
Auf einen Blick
ISIN: US8552441094
WKN: 884437
Im Depot seit: 01.03.2017
Stückzahl im Depot: 202
Aktuelle Strategie: Nachkaufen bei fallenden Kursen
Wie ist deine Meinung zu Starbucks? Hast du die Aktie im Depot oder auf der Watchlist?
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Hinweis nach §34 WpHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Der Autor hält derzeit Aktien von Starbucks.