Neues Unternehmen im Depot: Sysco Corporation

In meinem letzten Beitrag habe ich euch meine Einkaufliste für die Krise vorgestellt. Bei einem Unternehmen aus dieser Liste habe ich jetzt zugeschlagen. Es handelt sich dabei um den den Lebensmittellieferant Sysco Corporation. Das Unternehmen möchte ich euch etwas genauer vorstellen.

 

Das Unternehmen

Das Unternehmen wurde im Jahr 1969 von John F. Baugh gegründet und hat seinen Hauptsitz in Houston, Texas. Hauptsächliches Geschäftsfeld ist die Herstellung und Lieferung von Lebensmitteln und Fertiggerichten. Die Produkte wie tiefgefrorene oder frische Fertiggerichte, Getränke, Fisch, Fleisch oder Meeresfrüchte, Geflügel, Milchprodukte, Obst und Gemüse oder Backwaren werden vor allem an Restaurants, Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen oder Hotels verkauft, die nicht alles selber kochen. Auch Lebensmittel in Dosen oder in getrocknetem Zustand, oft importierte Spezialitäten, werden vertrieben. Zusätzlich vermarktet Sysco auch Utensilien wie Teller, Tassen und Servietten aus Papier, aber auch hochwertiges Porzellan, Besteck, Küchenutensilien, Zubehör für Krankenhäuser, Sanitär- und Healthcare-Produkte oder Wäsche für Hotels und Motels.

 

Das Unternehmen ist im S&P 500 gelistet, wurde 1969 gegründet und nahm im März 1970 den Betrieb als Aktiengesellschaft auf, als die Aktionäre von neun Unternehmen ihre Aktien gegen Sysco-Aktien tauschten. Das Wort Sysco ist hierbei ein Akronym für Systems and Services Company.

 

Die angebotenen Produkte werden entweder unter den Namen der produzierenden Unternehmen angeboten oder unter der Marke Sysco vertrieben. Beliefert werden in Summe etwa 650.000 Kundenstandorte. Beispielhaft seht ihr in der folgenden Grafik einige Marken, die zum Konzern gehören.

 

 

Das Unternehmen beschäftigt rund 69.000 Mitarbeiter und betreibt weltweit mehr als 320 Vetriebsniederlassungen. Das hauptsächliche Geschäftsfeld liegt in den USA. Hier gibt es auch die mit Abstand meisten Niederlassungen. Wie man der Karte entnehmen kann, sind diese über das ganze Land verteilt.

 

 

Seit Gründung sind die Jahresumsätze des Unternehmens 115 Millionen US-Dollar auf etwa 60 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz gewachsen, sowohl durch den internen Ausbau bestehender Aktivitäten als auch durch Akquisitionen. Die hauptsächlichen Übernahmen können der folgenden Grafik entnommen werden.

 

Für das Geschäftsjahr 2019, das am 29. Juni 2019 endete, erzielte das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 60 Milliarden US-Dollar. Mit 20 Prozent ist der Anteil von frischem und gefrorenem Fleisch am größten.

 

 

Mit 62 Prozent sind Restaurant mit Abstand die größte Kundengruppe. Die übrigen vier Bereiche sind in etwa gleich gewichtet.

 

 

Fundamentaldaten

Auch wenn man bei einer Analyse nicht damit anfangen sollte, ist für mich als Einkommensinvestor eines der ersten Kriterien immer die Dividende. Und hier kann Sysco durchaus glänzen. Das Unternehmen ging im Jahr 1970 an die Börse und zahlte bereits 1971 erstmalig eine Dividende. Diese wurde nicht nur über 50 Jahre lang immer gezahlt, sondern sogar jedes Jahr erhöht. Somit ist Sysco ein lupenreiner Dividendenaristokrat.

 

Wie man dem Fastgraph entnehmen kann, läuft die Gewinnentwicklung fast durchweg von links unten nach rechts oben. Zwischen 2012-2014 gab es eine kleine Durststrecke, seit dem ist das Gewinnwachstum wieder angezogen. Das Wachstum ging einher mit Aquisitionstätigkeiten und erhöhte entsprechend den Verschuldungsgrad des Unternehmens, wie wir weiter unten noch sehen werden. Die durchschnittliche Gewinnsteigerungsrate betrug in den letzten zwanzig Jahren knapp 10 Prozent. Das durchschnittliche KGV für den gleichen Zeitraum lag bei etwa 21,8. Aus meiner Sicht nicht günstig, Qualität kostet allerdings ihren Preis. Und das vor allem, wenn es Dividendenaristokraten betrifft. Ein Branchenvergleich ist bei Sysco schwierig. Zum einen ist das Unternehmen der mit Abstand größte Lebensmittelvertreiber der USA, zum anderen sind ähnliche Unternehmen oft nicht börsennotiert oder klein und ihr Betätigungskreis regional begrenzt. Am ehesten zum Vergleich eignen sich noch die US Foods Holding sowie die Performance Food Group. Beide notieren mit einem ähnlichen Durchschnitts-KGV, sind mit einer Marktkapitialisierung von 3,9 bzw. 3,0 Milliarden Dollar jedoch wesentlich kleiner als Sysco mit einem Marktwert von 25,6 Milliarden Dollar. 2013 hatte Sysco noch versucht, US Foods zu übernehmen, was aber gerichtlich verboten wurde. Momentan arbeitet das Unternehmen an einer Übernahme der deutschen Metro um auf dem hiesigen Markt Fuß zu fassen.

 

 

 

Die rote Linie stellt in der folgenden Grafik die Dividendenrendite zum jeweiligen Geschäftsjahresende am 30.06. dar. In den letzten zwanzig Jahren lag diese immer im Bereich zwischen 1,0 bis 3,5 Prozent. Lediglich zur Zeit der Finanzkrise war die Aktie zeitweise für knapp 4 Prozent Dividendenrendite zu haben.

 

 

Wie schon angesprochen, wird die Dividende seit 50 Jahren jedes Jahr erhöht. Die Steigerungsraten der letzten zwanzig Jahre bewegten sich in Regionen zwischen 3,4 bis 31,2 Prozent. Der Durchschnitt lag bei 10,8 Prozent. In den Jahren mit Gewinnstagnation fiel die Erhöhung niedriger aus, in den letzten beiden Jahren lag sie jeweils bei 8,5 Prozent. Die annulisierte Rendite über 20 Jahre lag bei Sysco bei 6,3 Prozent. Die Aktie hat den S&P 500 über diesen Zeitraum (3,9 Prozent) deutlich outperformt. Hierbei muss man natürlich beachten, dass es sich lediglich um eine statistische Spielerei handelt. Ändert man den Jahreszeitraum, können hier ganz andere Ergebnisse rauskommen. Für einen Langfristinvestor sind aus meiner Sicht 20 Jahre jedoch nicht unrealistisch.

 

 

Im Jahr 2015 sind die Verbindlichkeiten des Unternehmens deutlich gestiegen, das Eigenkapital hat sich entsprechend deutlich verringert. Eine maßgebliches Kriterium ist für mich das Verhältnis von Verbindlichkeiten zu EBIT. Dieses sollte den Faktor 4 nicht übersteigen. Bei Sysco liegt dieses Verhältnis auf Basis der letzten Geschäftsdaten bei 3,2, geht für mich also noch in Ordnung. Kritisch kann es natürlich dann werden, wenn das EBIT durch äußere Einflüsse dramatisch sinkt. Genau das kann durch die Corona-Krise passieren. Sysco ist jedoch dabei, hier vorzubeugen.

 

Zum einen wurde bereits die Prognose für den laufenden Dreijahresplan für die Geschäftsjahre 2018 bis 2020 zurückgezogen, da das Unternehmen mit starken Auswirkungen der Pandemie auf die Weltwirtschaft rechnet. Zum anderen verfügte das Unternehmen zum 20. März 2020 über einen Kassenbestand von etwa 2 Milliarden Dollar, einschließlich einer kürzlich erfolgten Auszahlung von 1,5 Milliarden Dollar im Rahmen seiner revolvierenden Kreditfazilität. Innerhalb der nächsten 6 Monate werden keine Kredite fällig. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen mit seinen Bankpartnern zusammen, um zusätzliche Mittel zu beschaffen und die Liquidität weiter zu stärken.

 

 

 

Ein Blick auf den Langfristchart zeigt, dass der Kurs in der Zeitspanne von 1981 über 20 Jahre bis 2001 stetig gestiegen ist, bevor er in eine Seitwärtsphase überging. Diese dauerte dann auch etwa bis 2015 an, während dieser sich der Kurs im Bereich zwischen 20 und 40 Dollar bewegte. Der Ausbruch nach oben erfolgte dann 2016. Bis zum Februar 2020 ging es dann auf 85 Dollar nach oben. Bitte beachtet, dass es sich bei Chart um eine logarithmische Darstellung handelt. Aus meiner Sicht macht alles andere bei einer Langfristbetrachtung wenig Sinn.

 

 

Im Dreijahreschart ist nun deutlich zu erkennen, dass der panische Ausverkauf im Zuge der Corona-Pandemie bei Sysco ebenfalls voll zugeschlagen hat. Innerhalb von kürzester Zeit hat der Kurs etwa 64 % verloren. Der Abschlag wurde zum Stand 30.03.2020 teilweise wieder aufgeholt. Wie es hier weiter geht, kann natürlich niemand seriös sagen.

 

 

Als weitere Spielerei bietet Fastgraphs die Funktion an, eine zukünftige Prognose zu erstellen. Auf Basis des Schlusskurses vom 27.03.2020 bin ich in der Darstellung davon ausgegangen, dass die Aktie des Unternehmens (bei angenommener Steigerung des Gewinns von etwa 7 Prozent jährlich) im Jahr 2023 wieder bei ihrem Durchschnitts-KGV von etwa 21 notiert. Sollte diese Prognose so zutreffen, wäre bis dahin eine jährliche Rendite von ungefähr 23,5 Prozent zu erwarten.

 

Diese Annahme ist natürlich hochgradig unseriös, da keiner weiß, wie die Weltwirtschaft durch das Coronavirus in Mitleidenschaft gezogen werden wird. Ich finde diese Funktion aber ganz interessant, um ein eigenes Chancen-Risiko-Verhältnis für sich darzustellen. In diesem Fall ist es für mich sehr positiv.

 

 

Abschließend möchte ich noch einen kurzen Blick auf den Free-Cashflow des Unternehmens werfen. Wie man auf dem Fastgraph erkennen kann, ist dieser seit der Finanzkrise stetig nach oben gegangen. Für das Jahr 2021 ist ein massiver Knick zu erkennen. Ist das sicher? Nein, natürlich nicht. Hier handelt es sich lediglich um Analystenschätzungen. Eine belastbare Schätzung kann zum jetzigen Zeitpunkt jedoch niemand treffen. Es könnte auch viel schlimmer kommen, aber auch viel besser. Ich gehe aber davon aus, dass Sysco alles dafür tun wird, seinen Status als Dividendenaristokrat zu behalten.

 

 

 

Aktuelle Lage und Einstieg

In der jetzigen Sitaution ist es meines Erachtens nach wichtig, in solide Unternehmen zu investieren, die bereits gezeigt haben, dass sie Krisen meistern können. Hier zählt für mich Sysco ganz klar dazu.

 

Sicher ist aber auch, dass es Unternehmen wie Sysco gerade sehr hart trifft. Wie oben gezeigt erfolgen 62 Prozent aller Lieferungen an Restaurants. Diese sind bekanntermaßen momentan (auch in den USA) fast durchweg geschlossen bzw. bieten nur noch To-Go-Leistungen an. Hier wird es also definitiv zu einem massiven Einnahmeeinbruch kommen. Darüber hinaus wurden und werden Schulen geschlossen, die nochmals 10 Prozent aller Lieferungen ausmachen.

 

Neben den Bemühungen zur Kostensenkung verfolgt das Unternehmen aktiv neue Einnahmequellen, indem es sein Know-how in der Lieferkette nutzt, um Dienstleistungen für den Lebensmitteleinzelhandel zu erbringen. Wie schnell sich das allerdings in Einnahmen niederschlagen wird, weiß keiner.

 

All das spiegelt sich natürlich im Aktienkurs wieder, der zumindest zwischenzeitlich deutlich mehr verloren hat als der breite Markt und sich seither etwas erholt hat. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass es nochmals tiefer gehen wird. Allerdings glaube ich auch, dass Sysco diese Krise überstehen wird. Betrachtet man die letzten Jahre, ist bei dem Unternehmen mit keinem Kursfeuerwerk oder mit riesigen Gewinnsprüngen zu rechnen. Zur Stärkung des defensiven Depotanteils eignet sich das Unternehmen für mich persönlich jedoch sehr gut.

 

Ich bin mit einer ersten Tranche (75 Stück) zu einem Durchschnittspreis von 42,60 Euro eingestiegen. Sollte es weiter nach unten gehen, bin ich bereit nachzukaufen.

 

Kennt ihr Sysco oder seid vielleicht auch investiert? Dann würde mich eure Einschätzung zum Unternehmen sehr interessieren. Wie findet ihr im Allgemeinen Unternehmensvorstellungen? Soll ich diese öfter einbauen? Ich freue mich über eure Kommentare.


Quelle der Grafiken und Bilder: Fastgraphs.com, Traderfox.de, Sysco.com

Alle Artikel auf beamteninvestor.de stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die Informationen geben lediglich einen Einblick in die Meinung des Autors.

2 Gedanken zu „Neues Unternehmen im Depot: Sysco Corporation

  1. Ulrike Antworten

    Hallo,
    Danke für deine Analyse !
    Ich tue mich selber mit der Analyse eines Unternehmens immer sehr schwer und bin daher dankbar, wenn ich so ausführliche, gut recherchierte und klar verständliche Darstellungen zur Verfügung gestellt bekomme.
    Bitte mache weiter so!!
    Ulrike ‍♀️

Schreibe einen Kommentar zu Beamteninvestor Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert