Im Beitrag zu meinen Investmentkriterien und Zielen bin ich schon einmal darauf eingegangen, dass ich innerhalb von wenigen Jahren eine für mich hohe Summe in den Aktienmarkt investiert habe. Auf meinem Instagram-Account werde ich immer wieder darauf angesprochen. Teilweise wird dort auch Verwunderung darüber ausgedrückt, wie denn sowas funktionieren kann. Manch einer vermutet, ich hätte geerbt oder es stecken irgendwelche anderen fadenscheinigen Dinge dahinter. Ich kann versichern, dem ist nicht so. Darüber hinaus beschäftige ich mich schon länger mit dem Thema Börse und Investieren und habe meine ersten ETFs nicht erst vor drei Jahren gekauft. Meine jetzige Strategie verfolge und tracke ich allerdings seit 2017. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, nachfolgend sechs Punkte, die zum Push meines Depots geführt haben.
1. Vollständige Fokussierung auf den Aktienmarkt
Nachdem ich mich über das Thema Finanzen tiefgehend informiert habe, war der Entschluss gefasst, mein Heil hierin zu suchen. Keine Immobilen, keine Kryptowährungen, kein Forex, kein Futurehandel, kein Gedönses. Mein Ziel war und ist eine langfristige Investition in Unternehmen mittels Aktienbeteiligung. Einzig ein sehr geringer P2P-Anteil ist noch beigemischt. Vereinzelt verkaufe ich zusätzlich Short Put-Optionen die aber ebenfalls als Einstieg in langfristige Beteiligungen gedacht sind.
Leider kam mir diese Erleuchtung erst mit Anfang 30. Würde man mir die Frage stellen, was den mein größter Fehler in meiner bisherigen Investitionskarriere war würde ich ganz klar sagen: „Nicht früher angefangen zu haben“. Ich will jetzt nicht auf das allgemeine Blabla „wenn du ab 18 monatlich soundso viel Euros in diese Anlage steckst, kommt mit 65 ein fünf Meter hoher Geldberg raus“ hinaus. Fakt ist aber, dass der Zinseszinseffekt eben bewiesenermaßen am Besten bei langer Haltedauer greift.
Jetzt kann man sich mit 30 leider nicht mehr in die 20er zurückbeamen um das Ganze zu korrigieren. Was also tun? Mir war klar, dass ich so schnell als möglich auf eine größere Investitionssumme kommen muss, um meine „verlorenen 20er“ zumindest teilweise wieder reinzuholen. Wohl wissend, dass das eigentlich nicht möglich ist. Aber jammern hilft ja nicht, wir müssen mit dem Arbeiten was wir vorfinden.
Auf meinem Konto hatte sich zum Zeitpunkt der Erleuchtung bereits eine nicht unbedeutende Summe gesammelt, hierzu mehr unter den Punkten 2 und 3. Diese galt es noch zu vermehren. Also, alle Versicherungen auf den Prüfstand. Zum Opfer gefallen sind dieser Prüfung meine Riesterrente, meine Lebensversicherung, meine Bausparverträge und die noch vorhandenen Sparbücher. Jetzt könnte man einwenden, es ist ziemlich dumm, laufende Verträge zu kündigen statt diese ruhend zu stellen. Hier muss ich sagen – Ja, kann durchaus sein. Mein Motto war jedoch: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
In Bezug auf die Riesterrente mussten mit Kündigung alle bis dahin erhaltenen Steuervorteile an den Staatssäckel zurückgezahlt werden. Ist doof, ich wollte jedoch nicht, dass die Opportunitätskosten noch höher werden. Wer weiß, was unserem Finanzminister in Zukunft noch so einfällt. Was ich also schwarz auf weiß auf dem Konto habe, kann ich weiter nutzen. Diesbezüglich schaue ich nicht zurück, sondern nur nach vorne.
Nach freimachen aller verfügbaren Mittel konnte dem Konto ein nicht unwesentlicher fünfstelliger Betrag hinzugefügt werden. Manch einer könnte nun einwenden, das wäre doch viel zu riskant, alles in den Aktienmarkt zu stecken. Was ist denn wenn eine Krise kommt, die Arbeitslosigkeit steigt und die Börse nur noch den Weg nach Süden kennt. Hier kommt mir die berufliche Sicherheit als Beamter sehr entgegen. Sollte ich nicht die goldenen Löffel meines Arbeitgebers klauen, habe ich einen Job, in dem mir nicht gekündigt werden kann. Sollte ich lange oder schwer krank werden, gibt es wohl fast keine bessere Absicherung wie den Beamtenstatus. Sollte eine Krise kommen, wird mein Gehalt aller Voraussicht nach weiter fließen. Falls nicht, haben wir eh andere Probleme als die Entwicklung der Börse. Insofern besteht für mich die Möglichkeit, weiter Positionen günstig auszubauen.
2. Eine hohe Sparquote
Zu Studentenzeiten ging es mir wie vielen anderen. Das Geld wurde so lange in Umlauf gebracht, bis nichts mehr davon da war und am Ende des Geldes war des Öfteren noch viel Monat übrig. Auch bei mir gab es ein Erlebniss, das zu einem Umdenken geführt hat. Dieses fand am Geldautomaten statt, der mir partout kein Geld mehr auszahlen wollte, weil das Konto einfach leer war. Das sollte mir nie wieder passieren.
Dieses Problem verkehrte sich in der Folgezeit dann in das genaue Gegenteil. Mein Spartrieb wurde zwischenzeitlich fast zur Obsession. Ich hatte mir, abgesehen von den Fixkosten, selbst ein wöchentliches Budget von 30 Euro gesetzt. Mein liebster Sport war, am Ende der Woche so viel wie möglich von diesem Geld übrig zu haben. Es gab Wochen, da war am Ende das meiste davon noch übrig.
Mittlerweile habe ich meiner Ansicht nach einen gesunden Mittelweg zwischen Sparen und Konsum gefunden. Meine mehrjährige harte Sparphase hat allerdings dafür gesorgt, dass sich ebenfalls eine beträchtliche Summe angesammelt hatte, die auf dem Tagesgeldkonto ungenutzt herumlag.
3. Ausübung eines Nebenjobs
Schon von klein auf, habe ich immer Jobs gehabt. Zu Beginn war es das klassische Zeitungaustragen. Später kam der Freitagnachmittag und Samstagsdienst an der örtlichen Waschanlage dazu. Daneben habe ich in den Ferien mal auf dem Bau gejobbt, später am Fließband gearbeitet.
Seit Jahren übe ich neben meinem regulären Beruf noch einen Nebenjob aus, der mit 450 Euro netto monatlich vergütet wird. Das Geld wird nicht verkonsumiert, sondern gespart.
4. Lebenslanges Lernen
Nach Abschluss meines FH-Studium bin ich klassisch im gehobenen Dienst der Beamtenlaufbahn eingestiegen. Anfangs als Angestellter beschäftigt, wurde ich nach einigen Jahren als Beamter übernommen. Das war mir nicht genug.
Um weiterzukommen habe ich kurz nach Beendigung des Studiums ein Masterstudium an der Fernuniversität Hagen begonnen. In harten fünf Jahren habe ich dabei neben meinem Vollzeitjob den Master abgeschlossen. Für ihr Verständnis bin ich meiner heutigen Frau bis heute unendlich dankbar. Sie hat mich jederzeit unterstützt und mir das ein oder andere mal auch in den Allerwertesten getreten, wenn die Lernlust gerade mal überhaupt nicht vorhanden war. In Zeiten, in denen Bekannte und Freunde am Wochenende am Feiern waren, saß ich nächtelang am Schreibtisch. Sie hat das alles hingenommen, was bei weitem nicht selbstverständlich ist.
Nach Abschluss des Studiums konnte ich bei meinem Arbeitgeber dann realtiv zügig in den höheren Dienst aufsteigen, was sich natürlich auf der Gehaltsabrechnung bemerkbar machte.
Ich nehme auch weiterhin jegliches Angebot meines Arbeitgebers für Weiterbildungen an und kann jedem nur empfehlen, das ebenfalls zu tun. Man kann nie zuviel lernen und hat auch nie ausgelernt.
5. Aktien auf Pump
Kommen wir jetzt zum Aktienmarkt an sich und gleich zu einem sehr heiklen Thema. Ich oute mich: „Ja, ich kaufe Aktien auf Kredit“. Aber halt, diese Aussage greift zu kurz.
Es gibt in Deutschland bei börsenversierten Personen wohl kein heißeres Eisen, als Aktien auf Kredit zu kaufen. Die meisten verteufeln dieses Vorgehen auf Schärfste. Meist sind es die gleichen Personen, die dann ohne mit der Wimper zu zucken Immobilien mit einer 110 % Finanzierung kaufen. Das ist natürlich das sicherste der Welt (zumindest aus deren Sicht).
Für viele ist das Thema tatsächlich nicht geeignet und sie sollten lieber die Finger davon lassen. Auf jeden Fall ist das richtige Risikomanagement dafür notwendig. Ich möchte hier nicht in epischer Länge darauf eingehen. Jeder muss sich selbst seine Meinung darüber machen und entscheiden.
Mein Vorgehen ist folgendermaßen: Es muss eine klare Begrenzung geben, wie hoch der Hebel im Depot sein darf. Diese Grenze definieren muss jeder für sich selbst. Auf jeden Fall muss diese so gewählt sein, dass ein Margin Call so gut wie ausgeschlossen ist. Man könnte jetzt einwenden: Ja aber wenn der Crash kommt oder der schwarze Schwan vorbeischwebt, siehst du mit deinem gehebelten Depot alt aus. Grundsätzlich stimmt das, allerdings habe ich hier noch einen Risikopuffer eingebaut. Sollte der Markt soweit abschmieren, dass ein nachschießen an Liquidität notwendig ist, habe ich mehrere Rahmenkredite, die abgerufen werden können.
Was ist denn ein Rahmenkredit? In Deutschland ist diese Variante des Kredits relativ unbekannt und wird auch nur von wenigen Banken angeboten. Kurz gesagt: Ich habe eine eingeräumte Kreditlinie, die jederzeit abgerufen werden kann. Zinsen fallen nur dann an, wenn der Kredit auch tatsächlich abgerufen wird. Die Tilgungsrate ist variabel, der abgerufene Betrag kann jederzeit zurückgezahlt werden. Das Ganze funktioniert in etwa wie ein Dispokredit für das Girokonto, allerdings mit weitaus niedrigeren Zinssätzen (5-6 %). Angeboten werden Rahmenkredite etwa von der ING oder der VW-Bank. Als Beamter genießt man gute Bonität, das Einrichten derartiger Kreditlinien ist hier in der Regel unkompliziert.
Die Rahmenkredite können jederzeit aus dem aktiven Arbeitslohn gezahlt werden. Das Risko ist somit auf fast null begrenzt. Ich möchte an dieser Stelle allerdings nochmals betonen, dass dies nicht als Aufforderung verstanden werden soll. Jeder muss hier seinen eigenen Weg finden. Mein persönliches Regelwerk zu diesem Punkt könnt ihr hier nachlesen.
6. Steigender Aktienmarkt
Der sechste und letzte Punkt, der mir auf dem Weg zum sechsstelligen Depot in die Karten gespielt hat, war der Aktienmarkt. Seit ich investiere, kennen diese, mit Ausnahme des Abverkaufs im Dezember 2018 und der “zeitweiligen” Corona-Krise nur eine Richtung. Dies hat dafür gesorgt, dass Kursgewinne in sechstelliger Höhe aufgelaufen sind. Davon kann ich mir allerdings nichts kaufen, weil Kursgewinne eben keinen Cashflow bringen. Darüber hinaus bin ich mir sehr wohl im klaren, dass es auch mal längere Zeit in die andere Richtung gehen kann.
Wie geht’s weiter?
Ihr kennt nun meine sechs Punkte, die mir zu meinem heutigen Depot verholfen haben. Wie geht’s denn nun weiter bei mir? Ganz ehrlich: Das Pulver ist mometan verschossen. Alles, was zum Investieren da war ist jetzt investiert. Ist es schlimm, dass ich wenig Cashpolster vorhalte? Weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass ich kein guter Market-Timer bin. Darüber hinaus bin ich der Meinung „Time in the Market beats Market Timing“. Mein Ziel, möglichst schnell ein vorzeigbares Depot auzubauen, habe ich für mich persönlich erreicht. Man kann das natürlich auch anders sehen, ich bin damit zufrieden.
Danke an all diejenigen, die bis hierher gelesen haben. Habt ihr noch Anregungen oder Fragen zu meinen sechs Punkten? Lasst mir gerne einen Kommentar da.
Alle Artikel auf beamteninvestor.de stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die Informationen geben lediglich einen Einblick in die Meinung des Autors.
Buchempfehlungen zu den Themen des Beitrags*:
Bei denen mit einem *Stern gekennzeichneten Links handelt es sich um Affiliate Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalte ich eine kleine Provision. Für euch ist der Preis genau der gleiche wie bei einem Direktkauf. Ihr habt durch die Benutzung des Links keine Nachteile, unterstützt aber meine Arbeit auf diesem Blog.