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Meine Investmentstrategie und Ziele

Im letzten Beitrag habe ich dargelegt, wie ich zum Investieren gekommen bin und wie der Weg dorthin verlaufen ist. Soweit sind wir also schon mal. Die Frage, die sich unweigerlich als nächstes stellt ist, was ich an der Börse aber nun genau mache.

Wie sieht also meine Investmentstrategie aus und was sind meine Ziele beim Investieren. Bemühen wir zum Start wieder das allwissende Google. Bei der Suche nach Börsenstrategien spuckt die Seite 25.400 Ergebnisse aus. Ein Klick auf das erste Suchergebnis öffnet einen Bericht von Finanzen100.de mit dem Titel „125.000 Euro in 5 Jahren: Fünf Börsenstrategien, die besser sind als der Dax“. Diese haben alle klangvolle Namen: Multi-Asset-Trend-Strategie, Saison Strategie, Gebert-Indikator, Gewinner-Strategie, Volatilitätsstrategie und Dogs oft he Dow. Alle fünf haben in den vergangenen zwanzig Jahren den Dax outperformt. Also einfach eine auswählen, investieren und läuft?!

Wenn es so einfach wäre, würde es jeder machen. Ich selbst habe in den vergangenen fünf Jahren für mich festgestellt, dass die persönliche Strategie vor allem von einem selbst abhängt. Während der eine bei einem Kursrutsch von 50 % an den Märkten immer noch immer noch gemächlich mit dem Cocktail in der Hängematte abhängt, geht dem anderen bei einem Korrektürchen von 5 % schon der Stift. Während der eine immer auf der Jagd nach dem nächsten Technologiehype und dem 100-Bagger ist, investiert der andere lieber in schwankungsarme, nichtzyklische Konsumgüteranbieter mit regelmäßiger Dividendenausschüttung. Hierbei gibt es nie ein richtig oder falsch, jeder muss seinen Weg für sich finden selbst finden mit dem er am Ende zufrieden ist und vor allem gut schlafen kann. Darüber hinaus ist der persönliche Wissensstand überaus wichtig. Niemand, der bei Trost ist, würde einem blutigen Anfänger ohne jegliches Hintergrundwissen zum Einstieg den Handel von Futures oder Optionsstrategien mit Strangles oder Bull Put Spreads empfehlen.

Das entwickeln einer eigenen Strategie ist auch kein statischer Vorgang, sondern ein ganz individueller Vorgang, der bei jedem anders abläuft.

 

Einstieg mit Exchange-Traded-Funds (ETFs)

Mein Börseneinstieg erfolgt 2014 mit dem Kauf meiner ersten ETFs. Ich möchte hier nicht auf die Grundlagen oder Feinheiten dieser Investmentvehikel eingehen, hierzu gibt es im Netz wirklich so viele Informationen, dass mein persönlicher Senf dazu für keinen mehr eine Bereicherung ist.

Aufmerksam geworden darauf bin ich über den Youtuber Kolja Barghoorn (Aktien mit Kopf), der den meisten jüngeren Semestern bekannt sein dürfte. Ebenfalls entgegen kam mir hierbei meine Lesesucht und Bücherkaufwut. Ich habe also alles zwischen zwei Buchdeckeln gepresste Wissen hierzu verschlungen. Das meiner Meinung nach uneingeschränkt beste Werk hierzu ist „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen“* von Gerd Kommer. Für den Einstieg nicht zwingend einfach zu lesen, mittlerweile gibt es aber auch eine Einsteigerversion mit dem Titel „Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden“*.

Nach der Lektüre habe ich mir mein erstes Depot à la Kommer gebastelt und dieses brav mit monatlichen Sparplänen befüllt. Aus heutiger Sicht war dies auch genau der richtige Einstieg. Müsste ich nochmal anfangen, würde ich es wieder genauso machen. Man bekommt so ein gutes Gefühl für die Märkte und kann für sich selbst feststellen, wie man psychologisch reagiert, wenn die Märkte rauer werden. Was habe ich gemacht? 10-mal am Tag die Kurse gecheckt und mir bei jedem Rückgang von mehr als einem Prozent Gedanken gemacht was da nur los sein könnte. So wie es den meisten wohl geht.

 

Erste Einzelaktie

Nach knapp zwei Jahren ETF-Sparen wurde mir die Sache dann zu langweilig. Nachdem ich eine Vielzahl von Büchern, Blogs und Youtube-Kanälen konsumiert hatte, fühlte ich mich wie der junge Warren Buffett. Also musste es doch ohne weiteres möglich sein, mit einfachem Trading ein kleines Depot groß zu bekommen. Das macht man dann natürlich mit Einzelaktien. Der Plan war ganz einfach: Tief kaufen, hoch verkaufen.

Meine erste Wahl fiel auf die Aktie des größten deutschen Bankhauses „Deutsche Bank“.  Am 08.12.2016 wanderten 115 Aktien zum Stückpreis von 17,47 Euro in mein Depot. Neben dem Kaufwert von 2.009,05 Euro wurden 13,42 Euro an Spesen und Gebühren vom Verrechnungskonto abgebucht. Was war ich stolz ob meiner genialen Klugheit. Die Deutsche Bank hatte ordentlich auf die Mütze bekommen und ich war mir sicher, dass sie ja jetzt wieder steigen müsse (kleine Anmerkung: beim Schreiben des Artikels liegt der Kurs der Aktie bei 7,80 Euro oder knapp 55 % tiefer). Also abwarten bis sie steigt, dann einen Stopp-Loss in den Markt legen und das Geld wandert gerade so in meine Tasche. Natürlich muss der Kurs anschließend im 5-Minuten-Takt kontrolliert werden um in bester Daytrader-Manier reagieren zu können, falls die Märkt etwas Unkontrolliertes machen sollten.

 

 

Was passierte? Am 19.12.2016 befand ich mich gerade mit meinem Snowboard in Sölden und prüfte beim gepflegten Hefeweizen auf dem Berg die Kurse. Die Aktien waren nicht mehr da. Wie das? Ich hatte direkt nach Kauf einen Stopp-Loss in den Markt gelegt um nicht mit Verlust aus der Position auszusteigen. Dieser war ausgelöst worden und die Aktien wurden zum Preis von 17,871 Euro verkauft. Nach Abzug der Verkaufsgebühren von 10,09 Euro verblieb mir ein Gewinn von wahnsinnigen 36,03 Euro.

 

 

Im Nachhinein muss ich immer wieder schmunzeln über meinen gnadenlosen Übermut, mein Unwissen und meine eigene Dummheit. Das lustigste an der Geschichte ist, dass ich sogar noch mit einem kleinen Plus aus der Sache rausgekommen bin. Das war also auch nicht der heilige Gral.

 

Aufbau eines Einzelaktiendepots

Im Anschluss an diesen Anfall von Größenwahn besann ich mich auf die Grundlagen des Investierens und begann neben meinen ETFs mittels Sparplänen ein Einzelaktiendepot aufzubauen. So entdeckte ich im Laufe des Jahres 2017 dann auch meine Vorliebe für Dividendenzahlungen. Es war ein tolles Gefühl, regelmäßige Zahlungen aufs Konto überwiesen zu bekommen.

Kopfmäßig kristallisierte sich für mich dann heraus, dass ich mit Marktschwankungen viel besser umgehen konnte, wenn ich wusste, dass die Dividendenzahlungen trotz schwachem Markt weiter eintrudeln werden. Dies ist auch der Punkt, wegen dem ich die ewigen Diskussionen über das für und wider von Dividendenzahlungen nicht nachvollziehen kann. Während die Verfechter dieser Strategie den stetigen Cashflow schätzen, wird sie von den Gegnern verteufelt. Dividendentitel würden sich weniger gut entwickeln, Dividenden sind nur „linke Tasche, rechte Tasche“, durch die Steuern wird die Rendite zerstört usw. Ohne diese Aussagen weiter zu verifizieren sind sie für mich nicht zielführend. Was bringt es einem Investor, wenn er ein Depot voll Wachstumsaktien besitzt, er aber bei einer größeren Marktkorrektur in Panik seine Anteile abstößt. Für mich persönlich ist ein stetiger Cashflow nicht nur ein Stabilisator fürs Depot, mir geht es gefühlsmäßig mit Dividendenaktien einfach besser. Da nehme ich dann auch die Abgeltungssteuer auf Dividenden in Kauf.

 

Meine Strategie

Wie sieht meine Strategie nun also aus? Ich habe mir die letzten Jahre ein Depot aufgebaut, dass fast ausschließlich aus Dividendenzahlern besteht. Zwar besitze ich auch einige wenige Titel, die keine Dividende ausschütten, der Anteil am Gesamtdepot ist jedoch verschwindend gering.

Ich investiere sowohl in Wachstumsunternehmen, die momentan noch eine geringe Dividendenrendite aufweisen, aber auch in Hochdividendenwerte. Zentrales Investitionskriterium ist eine sichere Dividende, die in der Regel regelmäßig gesteigert werden sollte. Mein Cashflow soll jährlich steigen. Dies bedingt, dass ich vor allem in die US-Märkte investiert bin. In den USA genießt der Aktienmarkt einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Die Menschen müssen hier private Altersvorsorge betreiben und das funktioniert am besten über die Aktienmärkte. Darüber hinaus gibt es dort eine Vielzahl von Pensionskassen, die auf steigende Dividendenzahlungen angewiesen sind, um ihren Mitgliedern deren Renten auszahlen zu können. Zahlungen der Unternehmen erfolgen hier in der Regel viermal jährlich, so dass eine Schieflage von Unternehmen schneller ans Licht kommt. Im Vergleich zu Europa gibt es in den USA außerdem eine Vielzahl von Dividendenaristokraten, die ihre Dividenden seit 25 Jahren und länger steigern.

Ich investiere gerne in geprügelte Branchen, die schlecht laufen. Da ich kein Anhänger der Effizienzmarkthypothese bin, glaube ich, dass hierdurch Überrenditen erzielt werden können. So waren beispielsweise die Tabakaktien bis ins Jahr 2016/2017 der heißeste Scheiß. Die Kurse stiegen immer weiter, bevor eine abrupte Umkehr einsetzte und die Unternehmen in der Breite 50 % ihres Börsenwerts verloren. An der Börse wird die Zukunft gehandelt und von heute auf morgen war jeder der Meinung, dass die Branche keine Zukunft mehr hat. Ich bin der Meinung, die Reaktionen waren hier deutlich übertrieben und habe dann einen größeren Betrag investiert. Die Kurse waren so weit gefallen, dass Dividendenrenditen von 8 % – 10 % realisiert werden konnten.

Da mein Depot auf Cashflow ausgelegt ist erfolgen Investitionen auch anhand der Dividendenhöhe. Ich hatte nicht auf den prozentualen Anteil einer Position am Gesamtdepot, sondern auf deren Dividendenzahlung. Hierbei ist für mich der US-Dollar maßgeblich, da der überwiegende Teil des Depots in US-Titeln liegt. Eine endgültige Positionsgröße ist für mich bei einer jährlichen Bruttodividende von 2.000 Dollar erreicht. Das Unternehmen wird dann nicht mehr nachgekauft. Dieses Vorgehen sorgt aus meiner Sicht auch für eine Risikobegrenzung. Titel mit hohen Dividendenrenditen haben ihre volle Positionsgröße viel schneller erreicht, als Unternehmen mit einer geringeren Dividendenzahlung. Entsprechend niedriger ist dann aber auch ihr prozentualer Anteil am Gesamtdepot.

 

Meine Ziele

Solltet ihr bis hierher gelesen haben wisst ihr mittlerweile, dass die maßgebliche Zielgröße für mich der Cashflow ist. Mein mittelfristiges Ziel bei den Dividenden ist ein monatliches Einkommen in gleicher Höhe wie mein Arbeitseinkommen zu erreichen. Langfristig ist geplant, 50 Positionen auf den Zielwert von 2.000 Dollar jährlicher Bruttodividende zu bringen. Das ultimative Endziel wäre dann das gleiche zu schaffen, nur mit 100 Unternehmen.

Was ist eure Meinung zu meinen Zielen bzw. was sind eure Ziele? Ich freue mich auf eure Kommentare.

 


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