Kroger kauft Albertsons: Ein guter Deal?

 

Die Nachricht von der geplanten Übernahme von Albertsons durch Kroger hat in der Einzelhandelsbranche hohe Wellen geschlagen. Zwei der größten Lebensmittelketten in den USA planen, sich zusammenzuschließen und so eine stärkere Position auf dem hart umkämpften Markt zu erlangen. Doch was bedeutet dieser Deal für Verbraucher, Investoren und den Wettbewerb? In diesem Artikel schauen wir uns die Hintergründe und Auswirkungen dieser Übernahme an.

 

 

Die Geschichte von Kroger

Die Geschichte von Kroger reicht über ein Jahrhundert zurück. Das Unternehmen wurde 1883 von Bernard “Barney” Kroger in Cincinnati, Ohio, gegründet. Mit einer Investition von 372 Dollar eröffnete Kroger seinen ersten Lebensmittelladen, in dem er eine Grundphilosophie verfolgte: „Sei mit dem, was du verkaufst, zufrieden – ansonsten verkaufe es nicht.“ Diese Philosophie legte den Grundstein für das Wachstum und die Entwicklung von Kroger zu einer der größten Supermarktketten der USA.

Bereits in den frühen Jahren erkannte Barney Kroger die Bedeutung von vertikaler Integration. Das Unternehmen betrieb deshalb nicht nur Einzelhandel, sondern stieg auch in die Produktion von Lebensmitteln und den Großhandel ein. Diese Strategie half Kroger, die Preise wettbewerbsfähig zu halten und die Qualität der Produkte zu kontrollieren. In den 1900er-Jahren war Kroger eines der ersten Unternehmen, das eine eigene Bäckerei gründete, um die Lieferkette zu straffen und frischere Produkte anzubieten.

Eine weitere Innovation des Unternehmens war die Einführung der Selbstbedienung. Während viele Lebensmittelgeschäfte damals noch auf personalisierten Service setzten, erkannte Kroger, dass Selbstbedienung den Einkauf schneller und effizienter macht. Dies trug dazu bei, das Einkaufserlebnis zu verändern und den Grundstein für die modernen Supermärkte zu legen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wuchs Kroger durch eine Kombination aus organischem Wachstum und Akquisitionen. In den 1920er- und 1930er-Jahren expandierte das Unternehmen außerhalb von Cincinnati in andere Bundesstaaten der USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Supermarktbranche explosionsartig und Kroger entwickelte sich zu einem wichtigen Akteur in dieser wachsenden Branche.

In den 1980er- und 1990er-Jahren setzte Kroger auf eine aggressive Expansionsstrategie, einschließlich der Übernahme von regionalen Supermarktketten. 1983, genau 100 Jahre nach der Gründung, fusionierte Kroger mit Dillon Companies, einem Lebensmittel- und Einzelhandelsunternehmen aus Kansas, was die geografische Reichweite und das Produktangebot erheblich erweiterte.

In den letzten Jahren investiere Kroger in digitale Angebote, um sich den veränderten Konsumgewohnheiten anzupassen. Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Amazon und Walmart, insbesondere im Bereich des Online-Einkaufs, begann Kroger, neue digitale Plattformen und Partnerschaften zu entwickeln. Beispielsweise arbeitete das Unternehmen mit dem britischen Online-Lebensmittelhändler Ocado zusammen, um hochmoderne automatisierte Lagerhäuser zu errichten, die es ermöglichen, Online-Bestellungen effizienter zu bearbeiten. Kroger erweiterte zudem sein Angebot um Eigenmarken und Produkte, die auf spezielle Ernährungsbedürfnisse zugeschnitten sind, wie biologische und glutenfreie Produkte.

Heute ist Kroger mit über 2.700 Filialen in 35 Bundesstaaten eines der größten Lebensmittelunternehmen der USA. Es beschäftigt über 400.000 Mitarbeiter und bietet eine breite Palette von Dienstleistungen an, darunter Apotheken, Tankstellen und Finanzdienstleistungen.

 

 

Positionierung von Kroger

Die amerikanische Einzelhandelsbranche ist eine der größten und wettbewerbsintensivsten der Welt. Sie erstreckt sich über eine Vielzahl von Sektoren, von Lebensmitteln und Haushaltswaren bis hin zu Elektronik und Bekleidung. In dieser dynamischen Branche spielen Lebensmitteleinzelhändler eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur einen wesentlichen Teil der US-Wirtschaft ausmachen, sondern auch als Hauptversorger für Grundbedarfsartikel fungieren. Zu den größten Akteuren gehören neben Kroger vor allem Walmart, Amazon, und Costco, die zusammen einen Großteil des Marktes kontrollieren. Jeder dieser Einzelhändler verfolgt dabei unterschiedliche Strategien, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Kroger gehört mit über 2.700 Filialen und einem Umsatz von mehr als 130 Milliarden US-Dollar zu den größten Lebensmitteleinzelhändlern in den USA. Das Unternehmen konzentriert sich auf den klassischen Supermarktbereich und bietet zusätzlich Dienstleistungen wie Apotheken, Tankstellen und Finanzdienstleistungen an. Kroger setzt stark auf vertikale Integration und produziert einen Teil der von ihm verkauften Produkte selbst, was eine engere Kontrolle der Lieferkette ermöglicht und Kosten senkt.

Trotz der Größe von Kroger sind jedoch die zwei größten Konkurrenten in der Branche Walmart und Amazon, die beide in den letzten Jahren ihre Marktanteile im Lebensmitteleinzelhandel stark ausgebaut haben. Walmart ist der unangefochtene Marktführer im US-Einzelhandel mit einem Umsatz von über 600 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen betreibt das größte Netz von Supercentern und setzt stark auf Niedrigpreise. Walmart nutzt seine enorme Einkaufsmacht, um mit geringen Gewinnmargen einen Preisvorteil gegenüber Wettbewerbern zu erzielen.

Amazon, der weltweit größte Online-Händler, hat durch die Übernahme von Whole Foods im Jahr 2017 und die Einführung von Amazon Fresh einen bedeutenden Schritt in den Lebensmitteleinzelhandel gemacht. Während Kroger sich auf traditionelle Filialen konzentriert, hat Amazon den Markt mit seiner Online-Plattform revolutioniert und setzt auf Bequemlichkeit und schnelle Lieferung.

Costco ist ein weiterer bedeutender Wettbewerber, der sich durch sein Geschäftsmodell als Mitgliedschaftsclub von den anderen unterscheidet. Costco verkauft Produkte in großen Mengen zu niedrigen Preisen, was vor allem preisbewusste Konsumenten und kleine Unternehmen anzieht. Obwohl das Sortiment begrenzt ist, sind die niedrigen Preise und die Qualität der Produkte zentrale Verkaufsargumente.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Kroger und seinen größten Konkurrenten liegt in den Geschäftsmodellen. Während Walmart und Amazon stark auf Preisführerschaft und Technologie setzen, liegt Krogers Fokus auf der Kundenbindung und dem Einkaufserlebnis in den Filialen. Kroger hat Programme wie Kroger Plus entwickelt, um seinen Kunden über Rabatte und maßgeschneiderte Angebote zusätzliche Vorteile zu bieten. Zudem legt Kroger Wert auf Nachhaltigkeit und Eigenmarken, die bei preisbewussten Verbrauchern und gesundheitsbewussten Käufern gleichermaßen beliebt sind.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die geografische Ausrichtung. Während Walmart und Amazon landesweit und international tätig sind, konzentriert sich Kroger auf den US-Markt und bedient vor allem den Mittleren Westen und den Süden des Landes. In diesen Regionen hat Kroger eine starke Präsenz und dominiert den lokalen Einzelhandelsmarkt, indem es seine Filialen häufig an die spezifischen Bedürfnisse der Region anpasst.

Costco verfolgt wiederum ein stark volumenbasiertes Modell. Die Einkaufserfahrung bei Costco unterscheidet sich von der in traditionellen Supermärkten: Es gibt weniger Marken und Produkte, aber diese werden in großen Mengen zu äußerst niedrigen Preisen verkauft. Kroger und Costco stehen oft nicht direkt im Wettbewerb, da sich die Zielgruppen teilweise unterscheiden, aber Costco zieht zunehmend auch preisbewusste Kroger-Kunden an.

Trotz seiner Größe steht Kroger unter immensem Druck, da die Wettbewerbsintensität in der Branche stetig zunimmt. Der größte Druck kommt von Amazon, dessen technologische Überlegenheit und Lieferkompetenzen das traditionelle Supermarktgeschäft vor Herausforderungen stellen. Amazon Fresh und Whole Foods kombinieren den Komfort des Online-Shoppings mit dem hochwertigen Angebot eines stationären Einzelhändlers.

Gleichzeitig setzt Walmart, der größte Konkurrent von Kroger im Lebensmittelsegment, verstärkt auf die Digitalisierung und bietet ebenfalls eine Online-Bestell- und Abholservice an. Walmart hat außerdem seine Logistik erheblich verbessert, um Lieferungen innerhalb von Stunden in vielen Teilen des Landes anzubieten.

Kroger befindet sich in einem dynamischen Marktumfeld, in dem sich große Einzelhandelsunternehmen ständig weiterentwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Vergleich zu seinen größten Konkurrenten wie Walmart und Amazon ist Kroger stark im stationären Einzelhandel verankert und setzt auf regionale Stärke sowie eine tiefe Kundenbindung. Angesichts der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels und der preisaggressiven Konkurrenz durch Walmart und Amazon wird Kroger jedoch weiterhin investieren müssen, um im technologischen Wettlauf nicht den Anschluss zu verlieren. Initiativen wie Partnerschaften mit Ocado und die Einführung von neuen, kundenzentrierten Dienstleistungen zeigen, dass Kroger gewillt ist, sich diesen Herausforderungen zu stellen und seine Position im Einzelhandel zu verteidigen.

 

Quelle: Geschäftsberichte, Marktwerte geschätzt

 

Hintergrund der geplanten Übernahme

Albertsons gehört ebenfalls zu den großen Supermarktketten in den USA und betreibt über 2.200 Filialen unter verschiedenen Marken wie Safeway, Vons, Jewel-Osco und Acme. Mit einem Umsatz von über 70 Milliarden US-Dollar gehört Albertsons zu den bedeutendsten Akteuren im Lebensmitteleinzelhandel, insbesondere in westlichen und nördlichen Bundesstaaten. Im Gegensatz zu Kroger, das durch seine Größe und vertikale Integration stark im gesamten US-Markt vertreten ist, hat Albertsons eine etwas fragmentiertere Marktpräsenz und konzentriert sich auf spezifische Regionen.

Die Unternehmensstrategie von Albertsons ist stärker auf die Vielfalt seiner Marken und eine breite geografische Abdeckung ausgerichtet. Durch die Führung mehrerer regional bekannter Marken hat Albertsons in vielen lokalen Märkten eine starke Kundenbindung aufgebaut. Allerdings fehlt es dem Unternehmen im Vergleich zu Konkurrenten wie Kroger, Walmart und Amazon an der gleichen Stärke im Bereich der technologischen Innovation und des Online-Handels, was für die Zukunft des Einzelhandels von wachsender Bedeutung ist.

Albertsons kämpft daher in einem immer stärker von großen Akteuren dominierten Markt um seine Wettbewerbsfähigkeit und argumentiert, dass der Zusammenschluss mit Kroger notwendig ist, um gegen die Marktmacht von Walmart, Amazon und Costco bestehen zu können. Im Vergleich zu diesen Giganten fehlt es Albertsons oft an den Ressourcen, um signifikante technologische Investitionen und Innovationen zu tätigen, was seine Position in den nächsten Jahren schwächen könnte, wenn es allein weitermachen müsste.

Die geplante Übernahme von Albertsons durch Kroger ist einer der größten Deals in der Geschichte des amerikanischen Einzelhandels. Die beiden Unternehmen gaben im Oktober 2022 bekannt, dass Kroger Albertsons für etwa 24,6 Milliarden US-Dollar übernehmen will. Diese Übernahme würde den zweitgrößten Lebensmitteleinzelhändler in den USA schaffen, der in direkter Konkurrenz zu Branchenführern wie Walmart und Amazon steht. Die Fusion hätte weitreichende Folgen für den amerikanischen Lebensmitteleinzelhandel und würde das Kräfteverhältnis im Markt nachhaltig verändern.

Die Hauptmotivation hinter diesem Zusammenschluss ist es, Synergien zu schaffen und Kosten zu senken. Kroger und Albertsons argumentieren, dass sie durch den Zusammenschluss in der Lage wären, ihre Lieferketten zu optimieren, Einkaufsmacht zu bündeln und effizienter zu arbeiten. Es wird geschätzt, dass die beiden Unternehmen durch die Fusion jährlich bis zu einer Milliarde US-Dollar einsparen könnten, indem sie ihre Logistik und Beschaffungsprozesse verschlanken. Diese Synergien wären entscheidend, um in einem zunehmend kompetitiven Markt wettbewerbsfähig zu bleiben

Ein weiterer treibender Faktor ist der sich verändernde Einzelhandelsmarkt. Angesichts des wachsenden Einflusses von Amazon im Online-Lebensmittelhandel und dem kontinuierlichen Druck von Walmart, der durch seine Größe und Marktbeherrschung enorme Preisvorteile bietet, ist Kroger bestrebt, seine Marktposition zu stärken. Der Zusammenschluss würde es Kroger ermöglichen, die Reichweite zu erweitern und neue Märkte zu erschließen, insbesondere im Westen der USA, wo Albertsons eine starke Präsenz hat. Beide Unternehmen glauben, dass sie gemeinsam besser gerüstet sind, um der zunehmenden Marktmacht von Amazon Fresh und Walmart Paroli zu bieten

Zu den finanziellen und strategischen Gründen wurde die Fusion auch als Antwort auf veränderte Verbraucherpräferenzen positioniert. Immer mehr Konsumenten erwarten personalisierte Einkaufserlebnisse, Bequemlichkeit und nachhaltige Produkte. Durch den Zusammenschluss wollen Kroger und Albertsons in der Lage sein, in technologische Innovationen zu investieren und digitale Plattformen zu erweitern, um Online-Bestellungen und Lieferdienste zu verbessern. Dies ist besonders relevant, da der Online-Lebensmittelhandel seit der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat.

 

 

Herausforderungen und Widerstand

Die geplante Übernahme stieß von Anfang an auf erhebliche regulatorische Hürden. Die Federal Trade Commission (FTC) und mehrere US-Bundesstaaten haben Bedenken geäußert, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb verringern könnte. Es wird argumentiert, dass eine Fusion zu einer monopolähnlichen Struktur führen könnte, insbesondere in Regionen, in denen Kroger und Albertsons zusammen einen großen Marktanteil halten.

Aufgrund der Widerstände haben Kroger und Albertsons vorgeschlagen, 413 Filialen an C&S Wholesale Grocers zu verkaufen, um kartellrechtliche Bedenken auszuräumen. Die FTC ist jedoch skeptisch, ob dieser Verkauf ausreicht, um die Auswirkungen auf den Markt zu mildern, und stellt die Fähigkeit von C&S in Frage, diese Filialen erfolgreich zu betreiben.

Die FTC hat im Februar 2024 eine Klage eingereicht, um die Fusion der beiden Einzelhandelsriesen zu blockieren. Ihre Argumentation stützt sich auf die Befürchtung, dass die Übernahme zu weniger Wettbewerb führen und negative Folgen für die Verbraucher haben würde, wie höhere Preise und schlechtere Arbeitsbedingungen. Die Klage wird von mehreren US-Bundesstaaten, darunter Kalifornien und Illinois, unterstützt.

In den laufenden Gerichtsverfahren, die im August 2024 begannen und derzeit in Portland stattfinden, hat die FTC klargestellt, dass der Zusammenschluss dazu führen würde, dass Millionen von Amerikanern unter höheren Preisen und einer geringeren Auswahl an Produkten leiden. Zudem würde der Konkurrenzdruck im Arbeitsmarkt abnehmen, was sich negativ auf die Löhne und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den betroffenen Supermärkten auswirken könnte

Ein zentraler Punkt des Verfahrens ist die geplante Abgabe der 413 Filialen an C&S Wholesale Grocers als Versuch, wettbewerbsrechtliche Bedenken zu zerstreuen. Die FTC bezweifelt jedoch, dass dies ausreicht, um die Auswirkungen der Fusion auf den Wettbewerb zu mindern

Kroger und Albertsons hingegen argumentieren, dass der Zusammenschluss notwendig sei, um in einem zunehmend von großen Einzelhändlern wie Walmart, Amazon und Costco dominierten Markt bestehen zu können. Sie kritisieren die Position der FTC als realitätsfremd und behaupten, dass sie ohne den Zusammenschluss nicht in der Lage wären, weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Albertsons führt an, dass es allein nicht die nötigen Investitionen tätigen könne, um den technologischen Anforderungen des modernen Einzelhandelsmarktes gerecht zu werden und gegenüber Online-Anbietern konkurrenzfähig zu bleiben.

In ihrer Verteidigung betonen beide Unternehmen, dass die Fusion es ihnen ermöglichen würde, erhebliche Synergien zu nutzen, effizienter zu arbeiten und den Verbrauchern wettbewerbsfähige Preise zu bieten. Sie argumentieren, dass der Zusammenschluss nicht den Wettbewerb verringern, sondern ihnen helfen würde, gegen die großen Marktführer besser zu bestehen.

Während die FTC diesen Argumenten skeptisch gegenübersteht, wird erwartet, dass der laufende Prozess in den kommenden Wochen mit einem Urteil enden wird. Sollte die FTC erfolgreich sein, könnte dies die Übernahme deutlich verzögern oder sogar verhindern. Beide Unternehmen haben jedoch bereits angekündigt, dass sie im Falle einer Niederlage Berufung einlegen werden.

 

 

Auswirkungen einer Fusion auf den Einzelhandel

Die Fusion von zwei der größten Lebensmitteleinzelhändler des Landes könnte zu einer Reduzierung des Wettbewerbs in vielen Regionen führen, insbesondere in Märkten, in denen sowohl Kroger als auch Albertsons stark vertreten sind. Dies könnte bedeuten, dass Verbraucher weniger Auswahl haben und möglicherweise höhere Preise zahlen müssen, da der Preisdruck durch den Wettbewerb nachlässt. Eine Studie des Institute for Local Self-Reliance zeigt, dass eine größere Marktkonzentration oft zu höheren Preisen führt. Dies ist besonders in ländlichen Gebieten oder kleineren Städten von Bedeutung, in denen bereits wenige Alternativen für die Verbraucher existieren.

Auf der anderen Seite argumentieren Kroger und Albertsons, dass die Fusion zu Kosteneinsparungen durch Effizienzgewinne führen könnte, die an die Kunden weitergegeben werden könnten. Diese Einsparungen könnten durch niedrigere Einkaufspreise und effizientere Lieferketten erzielt werden, die es den Unternehmen ermöglichen würden, Preisvorteile zu bieten.

Die Fusion könnte auch Auswirkungen auf die Qualität des Kundenservice und die Innovationen im Lebensmitteleinzelhandel haben. Eine größere Marktmacht ermöglicht es Kroger und Albertsons, stärker in Technologien wie Online-Bestellungen, kontaktlose Zahlungen und automatisierte Lagerhäuser zu investieren. Dies könnte das Einkaufserlebnis für die Kunden verbessern und Dienstleistungen wie Same-Day-Delivery oder Click-and-Collect weiter verbreiten. Gleichzeitig könnten jedoch kleinere Wettbewerber, die weniger Ressourcen für solche Investitionen haben, ins Hintertreffen geraten.

Durch die Fusion würde das fusionierte Unternehmen einen Marktanteil von etwa 13-14 % im US-amerikanischen Lebensmitteleinzelhandel erreichen, was es zum zweitgrößten Einzelhändler nach Walmart machen würde. Dies könnte kleinere Einzelhändler unter erheblichen Druck setzen, insbesondere in Regionen, in denen der Markt bereits stark konsolidiert ist. Solche Unternehmen könnten Schwierigkeiten haben, mit den Einkaufsvorteilen und Preisnachlässen von Kroger und Albertsons mitzuhalten.

Kleinere, unabhängige Einzelhändler, die oft auf spezifische regionale Bedürfnisse oder Nischenmärkte (z. B. Bio- oder Spezialprodukte) spezialisiert sind, könnten durch die gestiegene Marktmacht des fusionierten Unternehmens verdrängt werden. Die Fähigkeit von Kroger und Albertsons, große Mengen an Produkten zu günstigeren Konditionen einzukaufen und zu verkaufen, könnte kleinere, lokale Anbieter untergraben. Dies würde insbesondere Familienbetriebe und lokale Supermarktketten betreffen, die sich auf ein treues, aber begrenztes Kundenportfolio verlassen.

Eine der größten Bedenken bei Fusionen dieser Art ist die mögliche Schließung von Filialen in überlappenden Märkten. In Regionen, in denen sowohl Kroger als auch Albertsons stark vertreten sind, könnte das fusionierte Unternehmen redundante Filialen schließen, um Kosten zu senken. Dies würde nicht nur zu Arbeitsplatzverlusten führen, sondern auch die lokale Wirtschaft beeinträchtigen, insbesondere in Gemeinden, die stark von einzelnen Filialen abhängig sind.

Der Online-Lebensmittelhandel hat seit der COVID-19-Pandemie erheblich an Bedeutung gewonnen und Kroger hat in den letzten Jahren stark in diesen Bereich investiert. Die Übernahme von Albertsons würde Kroger ermöglichen, diese digitalen Fähigkeiten auf ein breiteres Netzwerk von Filialen auszudehnen und die Reichweite seines E-Commerce-Angebots zu erweitern.

Amazon, das mit Amazon Fresh und der Übernahme von Whole Foods einen Fuß im Lebensmitteleinzelhandel hat, wird weiterhin ein starker Wettbewerber bleiben. Die Fusion von Kroger und Albertsons könnte jedoch zu einer stärkeren Konsolidierung des Online-Lebensmittelmarktes führen und den Wettbewerb mit Amazon und Walmart verschärfen. Das fusionierte Unternehmen könnte in der Lage sein, Preise wettbewerbsfähiger zu gestalten und ein umfassenderes Angebot an Online-Diensten zu bieten.

Wie man sieht sind die Auswirkungen einer Fusion komplex und können vorab nicht in Gänze erfasst werden. Die endgültigen Auswirkungen werden stark davon abhängen, wie die regulatorischen Behörden den Zusammenschluss bewerten und welche Auflagen gegebenenfalls gemacht werden, um den Wettbewerb zu schützen. Darüber hinaus ist ein Zusammenschluss alles andere als sicher. Sollte sich die FTC vor Gericht am Ende durchsetzen, wird der Zusammenschluss letztlich nicht stattfinden.

 

 

Auswirkungen auf die Kroger-Aktie

Für uns Anleger bietet diese Übernahme sowohl Chancen als auch Risiken. Kurzfristig könnte der Zusammenschluss die Marktstellung von Kroger erheblich stärken und den Aktienkurs beflügeln. Durch die geplanten Synergien und Kostensenkungen könnte das Unternehmen in der Lage sein, seine Profitabilität zu steigern und somit langfristig attraktiver für Investoren zu werden.

Doch es gibt auch Risiken: Die Integration zweier so großer Unternehmen ist eine komplexe Aufgabe, und es besteht die Möglichkeit, dass die Synergien langsamer oder weniger stark eintreten, als erhofft. Außerdem könnten mögliche Auflagen der Kartellbehörden den Wert des Deals mindern. Wir sollten also sowohl die Chancen als auch die Risiken genau abwägen.

Ein interessanter Vergleichspunkt ist die Übernahme von Whole Foods durch Amazon im Jahr 2017. Damals sorgte der Deal ebenfalls für erhebliche Marktverwerfungen, da sich der Online-Gigant Zugang zu physischen Läden verschaffte. Auch wenn die Übernahme von Albertsons durch Kroger auf den ersten Blick weniger disruptiv erscheint, könnten die langfristigen Auswirkungen ähnlich weitreichend sein. Die Konsolidierung im Lebensmitteleinzelhandel könnte den Wettbewerb in einigen Regionen drastisch verringern.

Nachdem die Aktie von Kroger sich seit Anfang 2022 abbröckelte, geht es in diesem Jahr wieder nach oben. In der Grafik ist der Kurs (schwatz) in Bezug auf den bereinigten Gewinn ersichtlich. Die seit längerer Zeit bestehende Unterbewertung löst sich langsam auf.

 

Quelle: Aktienfinder

 

Das aktuelle KGV der Aktie auf Basis der bereinigten Gewinns liegt bei 11,7 und damit unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 12,8. Auch die aktuelle Dividendenrendite liegt mit 2,2 Prozent ein ganzes Stück über dem Schnitt von 1,8 %. Den Konkurrenten werden deutlich höhere Mutiples zugestanden. Während Walmart derzeit auf ein KGV von knapp 34 kommt, liegt es bei Costco bei einem Wert von 55.

 

Ein direkter Vergleich verbietet sich aufgrund des unterschiedlichen Geschäftsmodells im Vergleich zu Costco bzw. wegen der Macht des absoluten Marktführers Walmart eigentlich, der Bewertungsabschlag erscheint mir persönlich aber doch zu hoch. Die Bewertung von Albertsons weist lediglich ein KGV von 6,4 auf. Geht die Übernahme durch, besteht alleine hierdurch ein Aufwertungspotenzial, sollte sich der Unternehmensanteil von Albertsons der Bewertung von Kroger angleichen. Scheitert der Zusammenschluss, kann Kroger aus meiner Sicht ohne weiteres auch weiter überleben. Die Unsicherheit ist dann allerdings aus dem Markt, was ebenfalls für Aufwärtspotenzial sorgen könnte. Für Albertsons würde es ungleich schwerer werden.

 

Fazit

Ohne zu wissen, wie die Gerichtsprozesse enden werden bietet ein Investment in Kroger für mich ein ausreichendes Chancen-Risiko-Verhältnis. Ich möchte meine noch kleine Position weiterausbauen.

 

Wie ist deine Meinung zu Kroger? Schreibe mir gerne einen Kommentar.

 

 

Unternehmen: Kroger

ISIN: US5010441013

WKN: 851544

Im Depot seit: 10.05.2023

Stückzahl im Depot: 13

⌀ Kaufkurs:  43,67 Euro

Gesamtkaufpreis: 570,00 Euro

Aktuelle Strategie: Nachkauf geplant

 

 

 

Mein erstes Buch erscheint im Januar 2025. Du kannst es hier bereits vorbestellen.

 

 

 


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