Ist IBM das Microsoft 2.0?

International Business Machines (IBM)
Technologie- und Beratungsunternehmen
SitzUSA
Marktkapitalisierung107 Milliarden Dollar
Enterprise Value163 Milliarden Dollar
Dividendenrendite5,4 %
TickersymbolIBM
WKN851399
Datum10.10.2020

 

Ist IBM, das oftmals auch als Big Blue bezeichnet wird, das neue Microsoft 2.0? Diese provokante These könnte durchaus zutreffen. Da wir aber keine Glaskugel besitzen, könnte auch das genaue Gegenteil eintreten und IBM ein langes Siechtum erwarten, während die Bedeutung des Unternehmens immer weiter abnimmt.

 

Warum der Vergleich mit Microsoft? Der von Satya Nadella geführte Technologiegigant aus Redmond war vor nicht allzu langer Zeit in einer ganz ähnlichen Situation wie IBM. Die Firma galt als unsexy, hatte man die Aktie im Depot konnte man in der Zeit von Anfang der 2000er bis etwa 2014 nichts verdienen außer ein Paar Dividenden, die seit 2003 gezahlt wird.

 

Quelle: Traderfox

 

Die Wende für Microsoft kam im Jahr 2014, als eben angesprochener Nadella die Führung des Unternehmens von seinem glücklosen Vorgänger Steve Ballmer übernahm. Dieser hatte im Jahr 2007 vor Einführung des ersten I-Phones dessen Neuentwicklung ins lächerliche gezogen und den Ausspruch getätigt: “Außer der Marke hat Apple nichts in petto, was andere Anbieter nicht auch zu bieten hätten. Daher garantiere ich Ihnen, dass sich das iPhone nicht sonderlich verkaufen wird.” Wie er sich doch täuschen sollte.

 

Seit 2014 kennt nicht nur der Aktienkurs, sondern auch der Gewinn von Microsoft nur einen Weg: den nach oben. Nun wäre es unfair, die Lorbeeren allesamt Nadella zuzuschieben und Ballmer als Clown dastehen zu lassen. Dieser hatte noch 2013 die Neuausrichtung von Microsoft in die Wege geleitet. Um den Turbo zu zünden bedurfte es dann allerdings weiterer neuer Impulse, die Nadella in überzeugender Weise zu setzen wusste.

 

Doch zurück zu IBM. Nehmen wir hier den Aktienkurs in den Blick, gibt es eigentlich nichts, was einen Investor zur Verzückung bringen könnte. Das Hoch nach der Dot-Com-Blase wurde nie wieder erreicht, seit 2013 ist die Aktie in einem dauerhaften Abwärtstrend. Dies verwundert auch nicht wirklich, sind doch die Gewinne und Umsätze seit dieser Zeit rückläufig. Das Unternehmen ist zu einer Gemischtwarenhandlung verkommen, ohne eine klare Struktur aufzuweisen.

 

Quelle: Traderfox

 

Warum beschäftigen wir uns in diesem Artikel also mit IBM? Auch hier hat es einen Führungswechsel an der Spitze gegeben. Die ungeliebte Vorstandsvorsitzende Ginni Rometty machte Anfang 2020 Platz für einen neuen CEO: den indisch-stämmigen Arvind Krishna. Die interessante Frage ist: Könnte es hier in der Zukunft, ähnlich wie bei Microsoft, zu einer Neuausrichtung und neuem Wachstum bei IBM kommen?

 

Bevor wir uns aber intensiver mit IBM beschäftigen, wollen wir kurz einen Blick auf die aktuellen Megatrends unserer Gesellschaft werfen.

 

 

Die technologischen Megatrends der nächsten Jahrzehnte

 

Wir stehen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor vielen Herausforderungen. Der technologische Fortschritt wird jedoch dafür sorgen, dass sich unser Leben nicht nur verbessern kann, sondern auch radikal ändern wird. Als Investoren interessiert uns natürlich, welche Unternehmen davon profitieren werden und wie wir an steigendem Wohlstand und Gewinnen teilhaben können.

 

Neben vielen wichtigen anderen Bereichen, werden weitgehende Fortschritte bei der Automatisierung und Robotern, der Blockchain und beim Thema künstlicher Intelligenz erwartet. Dies sind allesamt Bereiche, die IBM zumindest anschneidet.

 

Vor allem das Thema Automatisierung und künstliche Intelligenz könnte zu weitreichenden Änderungen unseres Berufslebens führen. Studien gehen davon aus, dass bis zu 60 % der Berufe innerhalb der nächsten 10 Jahre tiefgreifend durch künstliche Assistenten beeinflusst werden. Als Beispiel kann das Programm “Watson” aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz angeführt werden, welches eben aus dem Hause IBM stammt. Die japanische Versicherung Fukoku Mutual beispielsweise ersetzte im Jahr 2017 eine ganze Abteilung an Sachbearbeitern durch das Programm. Dieses analysiert automatisch tausende medizinische Gutachten, schätzt die daraus resultierenden chirurgischen Eingriffe ab sowie die damit einhergehenden Patiententage im Krankenhaus. So können notwendige Zahlungen an Krankenkassen abgeschätzt werden. Langwierige Berechnungen durch menschliche Mitarbeiter können so entfallen.

 

Betrachten wir uns IBM nun etwas näher.

 

International Business Machines (IBM)

Das Unternehmen wurde bereits 1911 gegründet, blickt also auf eine lange und auch bewegte Geschichte zurück.

 

Unternehmensgeschichte

Seit fast 110 Jahren gibt es ein IBM nun, die Firma ist damit das älteste IT-Unternehmen der Welt. Die Gründung erfolgte am 16. Juni 1911 in New York, entstanden ist die Firma aus dem Zusammenschluss dreier Unternehmen zur Computing Tabulating an Recording Company (C-T-R).

 

Die ursprüngliche C-T-R war 1896 von Herman Hollerith, einem deutschen Auswanderer, gegründet worden. Dieser hatte das Lochkartensystem erfunden, mit dem unter anderem Wahlzettel ausgezählt wurden.

 

Einer der prägendsten Personen des Unternehmens war Thomas J. Watson, der Namensgeber des oben bereits angesprochenen Softwareprogramms. Dieser übernahm 1914 die Leitung von C-T-R. 1924 wurde C-T-R dann in International Business Machines Corporation (IBM) umbenannt. Den Vorstandsvorsitz von IBM behielt er bis zum Jahr 1955. Watsons Führungsstil ist bis heute allgegenwärtig im Unternehmen: Starke Vertriebsorientierung, Marketing und Imagepflege sowie eine straffe und professionelle Mitarbeiterführung gehörten zu seinen Prinzipien.

 

Das Angebotsportfolio des Unternehmens war komplett auf den Unternehmenssektor ausgerichtet. Dabei wurden die Maschinen in der Regel vermietet und nicht verkauft. Was das Thema Lochkarten anging, hatte IBM schnell weltweit eine Monopolstellung erlangt.

 

Nach dem zweiten Weltkrieg war IBM maßgeblich an der Geschichte der modernen Computerwelt beteiligt: 1948 kam der IBM 604 auf den Markt, der erste elektronische Rechner, der kommerziell erfolgreich war. 1952 folgte der IBM 608, 1959 das Datenverarbeitungssystem IBM 1401, das bereits mit Transistoren arbeitete. Das System gilt als erster universeller Business-Computer, der weltweit eingesetzt wurde. In den 1960er Jahren wurden etwa 10.000 dieser Großrechner verkauft.

 

Mitte der 1960er startete die Produktreihe IBM Systems/360 – der Unique Selling Point (USP): Alle IBM-Geräte der Serie waren untereinander kompatibel. Mit der Idee der Kompatibilität konnte IBM auch in den 1960er Jahren seine Marktmacht weiter ausbauen und war nahezu konkurrenzlos. Allerdings bekam IBM immer häufiger Schwierigkeiten mit den Kartellbehörden, die monopolistische Geschäftspraktiken vermuteten. Trotz allem war IBM immer noch auf dem Höhepunkt seiner Markt- und Schaffenskraft. 1971 war IBM Miterfinder der Diskette. 1972 präsentierte IBM den ersten Geldautomaten. Ab 1973 setzte sich im Einzelhandel die Nutzung von UPC-Barcodes durch, eine Erfindung, die in den 1960er Jahren von IBM entwickelt wurde. 1975 brachte IBM den ersten tragbaren Computer – den IBM 5100 – auf den Markt. 1976 folgte der erste Laserdrucker. 1981 begann mit dem IBM Personal Computer die PC-Revolution. 1987 erhielten die IBM-Forscher Gerd Binnig und Heinrich Rohrer den Nobelpreis für Physik für ihre Entwicklung des Rastertunnelmikroskops. 1992 brachte IBM mit dem ThinkPad dann das erste Notebook auf den Markt.

 

In den 1980er und 1990er Jahren kamen immer mehr neue Hardware-Hersteller mit preiswerten IBM-kompatiblen PCs und Windows auf den Markt. IBM geriet so in Bedrängnis. 1997 machte das Unternehmen Schlagzeilen, da der konzerneigene Supercomputer „Deep Blue“ den damaligen Schachweltmeister Kasparow in sechs Partien schlug. 2005 zog sich IBM aus dem unprofitablen PC-Geschäft zurück.

 

Seit 2008 vermarktet IBM sein bereinigtes Portfolio unter dem Label „Smarter Planet“ und fokussierte sich dabei in erster Linie nur noch auf Prozessoren und Supercomputer. 2011 machte IBM erneut mit seinem Supercomputer, dem angesprochenen Watson, auf sich aufmerksam. Der „Watson“ gewann gegen zwei Kandidaten in der US-Quiz-Show Jeopardy.

 

Als Reaktion auf die veränderten Kundenbedürfnisse, insbesondere bei Großrechnern, wurde das Unternehmen seit den 1990er Jahren deutlich umgestaltet: Der Anteil an Beratung und Dienstleistungen wurde stark erhöht, organisatorisch zusammengefasst und zuletzt durch den Zukauf von PwC Consulting mit etwa 30.000 Mitarbeitern weltweit im Oktober 2002 inhaltlich und personell weiter ausgebaut. Mit der Übernahme von PwC Consulting wurden alle Beratungsbereiche innerhalb von IBM organisatorisch zusammengefasst. Diese Geschäftseinheit heißt heute IBM Global Business Services. IBM versteht sich als global integrierter Geschäfts- und Technologiepartner. Neben Hard- und Softwarelösungen wird ein breites Spektrum von Beratungs- und Implementierungsleistungen sowie Finanzierung angeboten.

 

Im Oktober 2018 wurde die Übernahme des Linux-Distributions-Anbieters Red Hat angekündigt, die im Jahr 2019 abgeschlossen wurde. Letztlich war es mit dann 34 Milliarden Dollar, die teuerste Übernahme die IBM jemals getätigt hat. Red Hat stärkt vor allem das aufstrebende Cloud-Geschäft des Konzerns.

 

 

Geschäftsmodell heute

IBM teilt sich heute selbst in fünf Geschäftsbereiche ein. Global Technology Services und Global Business Services (die auch als Global Services zusammengefasst werden), Systems, Cloud & Cognitive Software und Global Financing.

 

Global Technology Services

Hier werden verschiedene IT – Dienste und IT – Infrastruktur angeboten. Firmen können ihre IT-Abteilungen an IBM auslagern, sich technische Unterstützung holen oder Cloudlösungen für ihr Unternehmen aufbauen.

 

Mit einem Jahresumsatz von 27,3 Milliarden Dollar in 2019 ist der Bereich ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens, in dem darüber hinaus mehr als die Hälfte der Mitarbeiter beschäftigt sind.

 

 

 

Quelle: Unternehmenswebsite

 

Global Business Services

Mit Beratern in über 170 Ländern ist IBM Global Business Services (GBS), die größte Unternehmensberatung der Welt. Etwa 80.000 Berater unterstützen Unternehmen aus fast 20 Branchen inklusive dem Mittelstand. Die Beratungsthemen reichen von Strategieberatung über Supply-Chain-Management, Finanzmanagement, Kundenbeziehungsmanagement bis hin zum Personalmanagement und Anwendungsmanagement. Der Bereich ist entstanden aus der Übernahme der PricewaterhouseCoopers Consulting.

 

 

Quelle: Unternehmenswebsite

 

Zusammengefasst sind die Betätigungsfelder von Global Services sind im Einzelnen:

  • e-Business Hosting Services
  • Integrated Technology Services
  • IT Strategic Outsourcing
  • Technical Support Services and Maintenance
  • IT Management Consulting
  • Information Security Consulting
  • Business Consulting

 

Systems

Hier findet sich unter anderem das Hardwaregeschäft mit Großrechnern, Servern und Speicherlösungen. Auf allen Systemen stehen neben den jeweils hardwareoptimierten Betriebssystemen unterschiedliche Linux-Distributionen zur Verfügung.

 

 

Quelle: Unternehmenswebsite

 

 

Cloud & Cognitive Software

Das ist der Bereich, auf den bei IBM momentan am meisten Hoffnung gesetzt wird. Sowohl der Cloud- als auch der Softwarebereich können sich als äußerst profitabel entwickeln, da hier eine gute Skalierung möglich ist.

 

Die Software von IBM umfasst Lösungen zur Optimierung von Produktionsabläufen genauso wie zur Informations- und Datenauswertung. In diesen Bereich fällt auch Watson, oben genanntes Computersystem das als “kognitiv” , also selbständig lernend beworben wird. Hiermit ist wie bereits angesprochen, die Auswertung sehr großer Datenmengen möglich. Darüber hinaus fallen die Umsätze im Zusammenhang mit der Übernahme von Red Hat in diesen Bereich. Red Hat bietet ein Open-Source-System an, mit dem nach der Übernahme durch IBM das managen von hybriden Multi-Cloud-Umgebungen möglich sein soll. IBM ist hier der Partner, der diese Systeme managt.

 

 

Quelle: Unternehmenswebsite

 

 

Global Financing

Mit Geschäftstätigkeit in über 40 Ländern ist der bereich Global Financing weltweit einer der größten IT-Finanzdienstleister. Eines der Betätigungsfelder ist die Finanzierung in Form von Leasing oder Ratenzahlungen für Hardware, Software und Dienstleistungen des Konzerns. In Summe ist der Umsatzanteil des Bereich am Gesamtumsatz jedoch sehr klein.

 

Aus dem Geschäftsbericht 2019 ist ersichtlich, wie sich die Umsätze der einzelnen Bereiche zusammen setzen. Die höchste Marge wird eindeutig im Bereich Cloud & Cognitive Software erwirtschaftet.

 

Quelle: Unternehmenswebsite

 

Wo liegt das Problem?

Auf den ersten Blick sieht das Gesamtbild des Konzerns gut durchdacht und strukturiert aus. Wo also liegt das Problem? Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Auch Microsoft hat ein diversifiziertes Geschäftsmodell mit mehreren Bereichen, die für sich genommen jeweils einen guten Ertrag zum Unternehmenswachstum beitragen.

 

Die Schwierigkeit bei IBM liegt im Bereich Global Services (also Global Business Services und Global Technology Services). Kumuliert verteilt sich der Gesamtumsatz wie folgt:

 

Quelle: eigene Darstellung

 

Global Services hat einen Gesamtanteil am Umsatz von 57 %. Bei beiden Bereichen handelt es sich um Segmente, die zum einen niedrigere Margen haben als klassische Technologiebereiche wie SaaS oder andere skalierbare Geschäftsmodelle. Darüber hinaus sind die Umsätze in genau diesen Bereichen seit Jahren rückläufig, was dazu geführt hat, dass der Gesamtumsatz des Unternehmens seit dem Jahr 2013 jährlich fällt. Positiv anzumerken ist, dass der Anteil dieser Sparte seit dem Jahr 2015 von 62 % auf eben 57 % am Gesamtumsatz gefallen ist. In Summe ist das jedoch ein kleiner Rückgang, was nicht auf eine schnelle Transformation hindeutet.

 

In den Bereichen Cloud und Systems kann zwar Umsatzwachstum verzeichnet werden, dieses fällt im Vergleich mit Mitbewerbern wie Microsoft oder Amazon jedoch deutlich geringer aus und sorgt in Summe bisher auch nicht dafür, den Gesamtumsatz zu steigern.

 

Die alles entscheidende Frage für die Zukunft wird sein: Was für ein Unternehmen will IBM sein? Ein Big Player in der Unternehmensberatung oder ein Technologieunternehmen. Wenn ich ehrlich bin, wirkt das Unternehmen auf mich in den letzten Jahren wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Die Führungsebene wusste selbst nicht, was man den nun sein wollte. So wurde auf jeden Zug aufgesprungen. In jährlicher Gleichmäßigkeit wurde ein neues großes Ding zum Fokus erklärt: Begonnen mit dem Thema Mobile Computing über das Internet of Things, hin zu Krypto, Blockchain und Big Data und am Ende zu der bereits angesprochenen künstlichen Intelligenz.

 

Während die Gesamtbruttomarge von IBM nie die Quote von 50 % erreicht, liegt diese bei Microsoft bei fast 70 %. Hieran ist sehr schön erkennbar, dass Microsoft in Bereichen tätig ist, die eine Skalierung zulassen. In Summe hört sich das alles nicht wirklich gut an. Warum bin ich aber doch positiv gestimmt für das Unternehmen? Zum einen war aus meiner Sicht die Übernahme von Red Hat ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Stärkung des Technologiearms des Unternehmens. Zwar wurde diese mit einem hohen Preis bezahlt, günstige Übernahmen in diesem Sektor gibt es allerdings schon lange nicht mehr. Zum anderen stimmt mich der Wechsel an der Spitze des Unternehmens von Ginni Rometty zu Arvind Krishna durchaus positiv. Letzterer war auch vor seiner Ernennung zum CEO bereits Teil des IBM-Teams und war federführend für den Deal mit Red Hat verantwortlich. Ich erhoffe mir von dem Wechsel einen deutlichen Push. Dabei habe ich nicht die Erwartungshaltung, dass dies wie bei Microsoft laufen wird. Klappt das Ganze aber nur halb so gut wie dort, wird IBM in einigen Jahren deutlich besser dastehen als heute.

 

Für mich kristallisieren sich für die Zukunft zwei mögliche Szenarien heraus. Bevor ich auf diese eingehe, schauen wir uns die Fundamentaldaten von IBM noch etwas genauer an.

 

 

Fundamentaldaten

Wie bereits angedeutet, sind sowohl der Umsatz, als auch die Gewinne seit mehreren Jahren rückläufig. Der Free-Cashflow ist dagegen weiterhin relativ stabil geblieben.

 

 

Quelle: Aktienfinder

 

In der folgenden Grafik ist der Umsatzrückgang deutlich ersichtlich.

 

Quelle: Traderfox

 

Trotz des deutlichen Umsatzrückgangs ist der Gewinn je Aktie nicht in gleichem Maße gesunken. Dies liegt an den in hohem Maße getätigten Aktienrückkäufen.  Waren Anfang der 2000er Jahre noch etwa 1,75 Milliarden Aktien im Umlauf, sind es 2020 nur noch 0,88 Milliarden Stücke. In den vergangenen 20 Jahren wurden also mehr als die Hälfte aller ausstehenden Aktien vom Unternehmen zurückgekauft. Dies kann man wohl als “Financial Engineering” in Reinkultur bezeichnen.

 

Quelle: Traderfox

 

Die hohen Rückkäufe haben sich folgerichtig auch auf das Eigenkapital des Unternehmens ausgewirkt. Lag die Eigenkapitalquote im Jahr 2005 noch bei über 30 %, sind es aktuell nur noch knapp 13 %. Allerdings hat IBM zumindest momentan keine Finanzierungsprobleme. Von der Ratingagentur Standard & Poors wird die Bonität von IBM mit einem guten A bewertet.

 

Quelle: Traderfox

 

Mit der Aktie selbst hatten Anleger in den letzten 20 Jahren wenig Freude. Während der S&P 500 im gleichen Zeitraum eine Rendite von 5,7 % erwirtschaftete, waren es bei IBM lediglich 3,9 %

 

Quelle: Fastgraphs

 

Mehr Spaß bereitete dagegen die Dividende. Diese wird seit 25 Jahren jedes Jahr erhöht, was IBM zu einem Neumitglied bei den Dividendenaristokraten macht. Die durchschnittliche Erhöhung lag innerhalb der letzten 20 Jahre bei 14,3 %. Seit 2016 fallen die Erhöhungen jedoch deutlich geringer aus. Die Dividendenrendite befindet sich im Jahr 2020 auf dem höchsten Niveau seit den 1990er Jahren und liegt über 5 %.

 

Quelle: Traderfox

 

So verwundert es auch nicht, dass die Aktie derzeit unterbewertet wirkt. Das durchschnittliche KGV der letzten 20 Jahre von 14 wird momentan mit einem 10,6er KGV deutlich unterschritten.

 

Quelle: Fastgraphs

 

Die niedrige Bewertung sollte meiner Ansicht nach aufgrund der Unsicherheiten und fallenden Umsätze auch nicht verwundern. Warum könnte nun ein Investment in IBM trotz der skizzierten Lage für die nächsten Jahre lukrativ sein? Hier möchte ich nun auf die bereits angesprochenen zwei Szenarien eingehen, in welche Richtung sich IBM in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Dies ist natürlich nur meine eigene Meinung und kann letztlich auch ganz anders kommen.

 

Szenario 1

Die 34 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Red Hat (ein Drittel der Marktkapitalisierung von IBM) stellt das Unternehmen vor große Probleme, da hier große Schulden aufgeladen wurden. Die bereits vor der Übernahme stark vorhandene Zusammenarbeit zwischen IBM und Red Hat führt auf Dauer nicht zu sonderlich großen Synergieeffekten. Darüber hinaus weist das stärkste Segment von Red Hat nur noch geringes Wachstum auf, was sich weiter in den Zahlen von IBM niederschlägt. Der Bereich Cloud & Cognitive Software, mit dem das Unternehmen hofft, wieder auf einen Wachstumspfad zu finden, stagniert. Schon jetzt ist das Cloud-Wachstum wesentlich geringer als bei den Platzhirschen wie Amazon oder Microsoft. Die Frage ist, ob man hier nicht viel zu spät auf einen fahrenden Zug aufgesprungen ist. Auch die anderen Segmente wie Künstliche Intelligenz (Watson), IoT und die Forschungen im Bereich der Quanten-Computer stellen sich mehr als Spielereien dar und können nicht im notwendigen Maße monetarisiert werden.

 

In der Folgezeit besinnt sich IBM darauf, was sie gerade eigentlich seit vielen Jahren sind, nämlich ein Beratungsunternehmen. Nicht mehr das tonangebende Technologieunternehmen, was sie einmal waren. Der Großteil der Umsätze wird mit Beratungsdienstleistungen erzielt und der Bereich wird entsprechend gestärkt. In der Folgezeit sinken die Umsätze weiter und werden sich in einigen Jahren auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren. Von diesem Niveau kann wieder mit steigenden Umsätzen im Beratungsgeschäft gerechnet werden, allerdings jährlich nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

 

In der Folgezeit wird das Unternehmen eine andere Wahrnehmung erfahren, da es nun als Beratungsunternehmen und nicht mehr als Technologiekonzern gesehen wird. Es misst sich dann mit ganz anderen Playern. Die Peer-Group stellen dann nicht mehr Unternehmen aus dem Bereich Information Technology sondern klassische Beratungsunternehmen aus dem Bereich Business Services dar. Das KGV pendelt sich dauerhaft in einem Bereich um die 10 ein.

 

Szenario 2

IBM findet zu seinen Technolgiewurzeln zurück. Die Übernahmen von Red Hat zahlt sich aus. IBM kann hierdurch sein Kundenportfolio erweitern. Red Hat, das vor der Übernahme fast 70 Quartale in Folge Umsatzsteigerungen vermelden konnten, erweckt den schlafenden Riesen IBM aus dem Dornröschenschlaf. IBM wird der führende Anbieter im Bereich Hybrid-Cloud.

 

IBM ist bereits heute führend bei den Patentanmeldungen von Technologieunternehmen und liegt hier sehr deutlich vor dem zweit-platzierten Microsoft. Dies wirkt sich dauerhaft positiv aus.

 

Quelle: Statista

 

Die erst vor kurzem getätigte Ankündigung, bis 2023 einen revolutionären Quantencomputer auf den Markt zu bringen schlägt voll ein. Bereits heute ist IBM hier führend. Momentan gibt es keinen Quantencomputer mit über 100 Qubits auf dem Markt. IBM will bis in drei Jahren ein Gerät mit über 1.000 Qubits launchen.

 

Die führende Rolle im Bereich künstliche Intelligenz wird weiter ausgebaut. Watson findet immer mehr Anwendungsbereiche und wird konsequent weiterentwickelt und findet so in vielen Bereichen unseres Lebens Anwendung.

 

Der neue CEO Arvind Krishna bringt den schwerfälligen Tanker IBM wieder auf Kurs und kann seine langen Erfahrungen aus dem Technologiebereich gewinnbringend einsetzen. Das über Jahre vorhandene Führungsvakuum wird wie bei Microsoft gefüllt und es arbeiten sich wieder klare Strukturen und Pläne innerhalb des Unternehmens heraus. IBM findet in der Folgezeit wieder zu alter Stärke zurück.

 


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IBM ist bei einigen Brokern auch sparplanfähig.

 

Trade Republic kann ich als Broker guten Gewissens empfehlen. Seit neustem sind hier neben vielen ETFs auch 1.000 Aktien sparplanfähig. Das Ganze ist ab 10 Euro je Aktie möglich und kostenfrei. Eine dieser Aktien ist IBM. Falls du noch kein Depot bei Trade Republic hast, kannst du dir hier eines eröffnen.

 

 

Auch bei der Consorsbank kann IBM bespart werden. Wenn ihr über den Empfehlungslink ein Konto bei der Consorsbank eröffnet, erhaltet ihr 20 Euro Prämie für den ersten Sparplan.

 

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Natürlich sind die beiden dargestellten Szenarien sehr überspitzt. Letztlich wird es aller Voraussicht nach keiner dieser Varianten in Reinkultur werden, die Tendenz in welche Richtung es geht wird in den nächsten Jahren jedoch sehr wichtig sein.

 

 

Fazit

Ist IBM eine Aktie, die man zwingend im Depot haben muss? Sicher nicht. Ich bin trotzdem Miteigentümer des Unternehmens, da sich für mich das Chance- / Risko Verhältnis positiv darstellt. Auch wenn die letzten Jahre es nicht vermuten lassen, erachte ich das dargestellte zweite Szenario als nicht so abwegig. Vor allem vom neuen CEO erwarte ich einiges. Am 08. Oktober 2020 hatte IBM bekannt gegeben das IT-Infrastruktur-Segment abzuspalten und eigenständig an die Börse zu bringen. Gleichzeitig soll der Cloud-Bereich im Kernunternehmen gestärkt werden. Hier ist aus meiner Sicht schon deutlich die Handschrift von Krishna zu erkenne, der eben diese Sparte vor der Übernahme des CEO-Postens geleitet hatte.

 

Sollte sich wider Erwartens keine positive Entwicklung beim Unternehmen einstellen, ist das Abwärtspotenzial durch die aktuelle Bewertung und die gezahlte Dividende nach unten begrenzt. Die Rendite von über 5 % ist durch den Free Cashflow gut gedeckt.

 

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen – Ist IBM das Microsoft 2.0? Ganz so einfach ist es leider nicht. Die Gegebenheiten bei IBM sind zwar ähnlich derer bei Microsoft vor der Ära Nadella, allerdings werden Teile des Unternehmens (vor allem die Beratungsdienstleistungen) nicht so einfach auf einen großen Wachstumspfad getrimmt werden können. Die Chance, grundsätzlich eine positive Entwicklung zu gestalten sind aus meiner Sicht bei IBM aber auf jeden Fall gegeben.

 

Ob es tatsächlich so kommen wird muss die Zukunft zeigen. Warren Buffett, einer der größten Investoren unserer Zeit, hatte 2011 bereits in IBM investiert. Er begründete diese mit der Aussage, dass sich IBM am Beginn einer Transformationsphase weg vom Hardware-Geschäft und hin zu Software und Service befände, was zu höheren Margen und größerer Profitabilität führen sollte. 2017 begann Buffett damit, seine Anteile wieder zu verkaufen, da sein Investmentcase in keinster Weise aufgegangen war. Mittlerweile hat er seine Position komplett aufgelöst. Wir sehen also, die gleiche Diskussion wie heute gab es bereits vor 10 Jahren. Dies macht nochmals deutlich, wie sehr es auf den neuen CEO ankommen wird.

 

Ich selbst bin in IBM investiert und halte 36 Aktien vom Unternehmen im Depot, was einem Depotanteil von etwa 1,4 % entspricht. Die Position soll in Zukunft weiter aufgestockt werden. Gleichzeitig werde ich die weitere Entwicklung des Unternehmens sehr genau im Auge behalten.

 

Jetzt bin ich auf eure Meinung zu IBM gespannt. Für euch ein Investment wert oder lasst ihr hier die Finger weg?

 


Quelle der Grafiken und Bilder: Unternehmenswebsite, Aktienfinder, Fastgraphs, Traderfox

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2 Gedanken zu „Ist IBM das Microsoft 2.0?

  1. Oeste Antworten

    Hallo Ben – dies ist mein erster Eintrag hier bei dir im Blog. Habe deine Analysen im Aktienfinder von Anfang an begleitet – bisher nur als Stiller.
    Aber mit dieser Analyse sprichts du mir aus der Seele! Meine DueDill kommt auf gruselige Weise auf exakt das Selbe Ergebnis! Mein Fazit liest sich ähnlich deinem – nur wesentlich einfacher! 😀
    Bitte weiterso! Dran bleiben.

    Beste Grüße Oeste – aka DaBraX bei Yt .. manchmal muss ich Torsten T. seine Videos einfach kommentieren 😉

    • Beamteninvestor Autor des BeitragsAntworten

      Danke dir für deinen Kommentar. Ich glaube was IBM angeht, haben viele Leser die gleichen Gedanken

      Beste Grüße,
      Ben

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