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AT&T und der Discovery – Time Warner Deal: Was soll ich jetzt tun?

Der eigentliche Depotlangweiler AT&T hat in dieser Woche für einen Paukenschlag gesorgt und beherrscht seit Montag die Newsspalten der Börsennachrichten. Grund ist die angekündigte Ausgliederung der Mediensparte und deren Bündelung mit dem Kabel- und Streaminganbieter Discovery. Was das genau bedeutet wollen wir uns in diesem Artikel anschauen.

 

Rückblick

Die ursprünglich eigenständige Time Warner kündigte im Oktober 2016 an, einer Übernahme des Unternehmens durch AT&T bis zum Ende des Jahres 2017 zu einem Preis von 85 Milliarden Dollar zugestimmt zu haben. Das gesamte Volumen dieser Transaktion inklusive der Schulden, die ebenfalls von AT&T übernommen wurden, belief sich auf knapp 109 Milliarden Dollar.

 

Die Übernahme geriet ins Stocken, da das amerikanische Justizministerium wegen kartellrechtlicher Bedenken Widerspruch einlegte, maßgeblichen Anteil hatte nach verschiedenen Quellen hieran der ehemalige US-Präsident Donald Trump. Als Begründung wurde angeführt, dass eine zu große Marktmacht und Nachteile für Wettbewerber und Kunden befürchtet wurden. Vom zuständigen Gericht wurde dieser Widerspruch am 12.06.2018 abgewiesen, der Abschluss der Transaktion wurde am 14.06.2018 vollzogen. Time Warner´s Kürzel verschwand von der Börse und wurde AT&T einverleibt.

 

Die Übernahmen im Medienbereich durch AT&T fallen in die CEO-Amtszeit von Randall Stephenson, der nicht unbedingt ein glückliches Händchen dabei bewies. So wurde unter dessen Ägide im Jahr 2015 auch der Kabelsenderbetreiber DirectTV erworben, für den man 49 Milliarden Dollar (inklusive Schulden belief sich das Transaktionsvolumen auf 66 Milliarden Dollar) auf den Tisch blätterte. Das Investment zahlte sich nicht aus, die Anzahl der Kunden ist seit Jahren im Sinkflug. Hinzu kommt, dass mit der Übernahme von Time Warner und dem Streaming-Angebot HBO Max Konkurrenz direkt ins eigene Haus geholt wurde.

 

Mit den Ausflügen in den Medienbereich soll nun wohl Schluss sein bei AT&T. Der seit einem dreiviertel Jahr amtierende neue CEO John Stankey hat bereits früh mit den Aufräumarbeiten begonnen. DirectTV stand ganz oben auf der Verkaufsliste, ein geeigneter Verkäufer konnte allerdings nicht gefunden werden. Also wurde das US-Videogeschäft mit Direct TV und Teilen des Bezahlfernsehens in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Investor TPG Capital überführt, an dem AT&T weiterhin 70 % hält. Für den 30 %-Anteil konnten hingegen nur noch 1,8 Milliarden Dollar eingenommen werden.

 

Aktuelle Entwicklung

Nun soll die Konsolidierung weitergehen. Am 17.05.2021 gab AT&T bekannt, das Mediengeschäft wieder abspalten und mit dem Konkurrenten Dicovery zusammenlegen zu wollen. Das fusionierte Unternehmen, verfügt momentan noch über keinen eigenen Namen und wird deshalb als “NewCo” bezeichnet.

 

Damit soll ein neuer Mediengigant entstehen, der Branchenprimus Netflix und den Disneykonzern mit seinem Streamingdienst Disney+ Paroli bieten kann. Die prognostizierte Marktkapitalisierung des neuen Unternehmens soll bei etwa 150 Milliarden Dollar liegen. Damit will man in die Sphären von Netflix vordringen, deren Bewertung momentan allerdings bei etwa 215 Milliarden Dollar liegt.

 

AT&T spaltet hierzu die eingekaufte Sparte Warner Media mit dem Sender HBO, dem Streamingdienst HBO Max und CNN ab, Discovery bringt seinerseits Dokumentationssender wie Food Network, Animal Planet und das Oprah Winfrey Network (OWN) ein. Ursprünglich hatten AT&T und Discovery bereits im Jahr 2019 Fusionsgespräche geführt, die jedoch zu keinem Ergebnis geführt hatten.

 

Mit dem geplanten Deal verspricht man sich Synergieeffekte, die im Bereich von drei Milliarden Dollar jährlich liegen sollen. Die eingesparten Kosten sollen in die Produktion weiterer Inhalte fließen. Darüber hinaus soll die Expansion schneller vonstatten gehen, da Discovery bereits weltweit vertreten ist. HBO Max ist derzeit beispielsweise noch nicht in Europa verfügbar. Durch die Fusion verspricht man sich ein schnelleres Ausrollen der Programmangebote auf andere Kontinente.

 

In den USA empfangen momentan etwa 88 Millionen Haushalte das Angebot von Discovery, HBO Max und HBO kommen weltweit auf etwa 64 Millionen Kunden. Die Rivalen Disney+ und Netflix kommen auf etwa 100 Millionen bzw. 204 Millionen Nutzer weltweit.

 

Wie soll das Ganze ablaufen?

Geplant ist, dass AT&T Discovery in einer sogenannten “Reverse Morris Trust transaction” übernimmt und die Assets gleichzeitig mit denen von Warner Media als SpinOff in einem neuen Unternehmen bündelt. Dieses neue Unternehmen soll dann zu 71 % den aktuellen AT&T Aktionären sowie zu 29 % den aktuellen Dicovery-Aktionären gehören. Ziel dabei ist, ein steuerfreie Übertragung (unter dem Deckmantel einer Fusion) zu ermöglichen.

 

Quelle: Unternehmenspräsentation AT&T

 

Gleichzeitig mit der Transaktion erhält AT&T 43 Milliarden Dollar in Geld, das zur Schuldentilgung verwendet werden soll. Diese Summe wird gleichzeitig dem neuen Unternehmen aufgesattelt, die Schulden werden also verlagert.

 

Basierend auf fiktiv gerechneten Zahlen hätte das “NewCo” Unternehmen im Jahr 2020 ein bereinigtes EBITDA von 12 Milliarden Dollar erzielt, bei einem Umsatz von etwa 39 Milliarden Dollar. Dieser soll bis zum Jahr 2023 auf 52 Milliarden Dollar bei einem bereinigten EBITDA von 14 Milliarden Dollar steigen.

 

Quelle: Unternehmenspräsentation AT&T

 

Der Umsatz liegt damit deutlich höher als der des Konkurrenten Netflix, der 2020 bei 25 Milliarden Dollar lag. Alleine diese Zahlen zeigen, welche Marktmacht “NewCo” erreichen könnte. Mit über 200.000 Stunden an Content dürfte sich für jede Zielgruppe etwas finden lassen (Netflix verfügt momentan über etwa 30.000 Stunden Content).

 

 

Quelle: Unternehmenspräsentation AT&T

 

Warum reagiert der Markt negativ?

Auf den ersten Blick scheint dieser Deal durchaus Sinn zu machen. Es entsteht ein neuer Streamingriese, der über eine nicht unerhebliche Marktmacht verfügen wird und sich als dritter großer Player neben Netflix und Disney etablieren kann.

 

Nachdem es am Montag eine kurzfristig positive Reaktion auf die Ankündigung gab, verlor die Aktie von AT&T auf Wochensicht allerdings schnell 10 % an Wert. Warum ist das so? Ich bin natürlich auch kein Hellseher und kann nur Vermutungen anstellen. Ich bin jedoch der Ansicht, dass dies mit der künftigen Dividende von AT&T zusammenhängt.

 

Der überwiegende Teil der AT&T Aktionäre wird den Titel aufgrund der mehr als üppigen Dividende halten, die auf dem derzeitigen Kursniveau bei etwa 7 % liegt. Im Zuge der Fusionsankündigung hat das Management nun außerdem mitgeteilt, dass man sich in Zukunft auf das Kerngeschäft, also den Telekommunikationsbereich konzentrieren möchte und ein Aufschüttungsverhältnis bei der Dividende von 40 – 43 % des freien Cashflows anstrebt. Je nach Lesart der Analysten und der zukünftigen prognostizierten Erträge mit dem Kerngeschäft steht hier also eine Dividendenkürzung von 30 – 50 % in Haus. Damit verliert das Unternehmen gleichzeitig seinen Dividenden-Aristokraten-Status. Dies dürfte einige Anleger in Angst und Schrecken versetzt haben und maßgeblich für den Kurssturz verantwortlich sein.

 

 

Was soll ich als Aktionär jetzt tun?

Es ist wie immer, wenn sich bei einem Unternehmen unerwartete Ereignisse ankündigen. Man sollte überlegen, warum man eine Aktie gekauft hat. Sollte man sich das Unternehmen als reinen Dividendenlieferanten ins Depot geholt haben, könnte man zu dem Schluss kommen, dass dieser Anspruch nun bald nicht mehr erfüllt ist wird und einem Verkauf zugeneigt sein. Andererseits könnte man auch den Abschluss des Deals abwarten und seine Anteile an “NewCo” verkaufen und wieder in AT&T Anteile umschichten.

 

Sollte man bisher auch immer ein mögliches Wachstumspotenzial des Time Warner Anteils am Unternehmen im Hinterkopf gehabt haben, könnte sich der Deal am Ende auch als positiv herausstellen. Zwar wird NewCo aller Voraussicht nach keine Dividende zahlen, man wäre aber von Beginn an Anteilseigner eines aufstrebenden Streamingunternehmens.

 

Eine dritte Variante könnte sein, dass der Deal letztlich gar nicht zustande kommt. Momentan haben wir nicht viel mehr als eine Absichtserklärung der Unternehmen. Nachdem die US-Justiz bereits 2018 bei der Übernahme von Time Warner durch AT&T Bedenken angemeldet hatte, dürften diese beim jetzigen Plan ungleich größer sein. Wie hier am Ende die Gerichte entscheiden würden, wissen wir alle nicht.

 

So muss nun jeder seine Entscheidung selbst treffen. Was werde ich machen? Vorläufig gar nichts. Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich etwa 900 AT&T im Depot habe. Daran wird sich vorläufig auch nichts ändern. Vielmehr habe ich in dieser Woche bereits eine kleine Anzahl an Aktien nachgekauft. Nach dem momentanen Stand hört sich der Management-Plan für mich durchdacht und sinnvoll an, eine Dividendenkürzung sorgt für eine stabilere Gesundheit von AT&T und geht deshalb für mich in Ordnung.

 

Wie steht ihr zu dem Thema? Habt ihr euch schon Gedanken über euer weiteres Vorgehen gemacht? Wenn ja, zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen? Ich freue mich auf eure Kommentare.

 

Wo kann man die Aktie von AT&T im Sparplan kaufen?

Consors*
Scalable Capital*
Trade Republic*
ING*
Comdirect*

 

 


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