Meine Watchlist für den März 2020

Die Börsenkurse brechen auf breiter Front ein. Für den Einkommensinvestor sollte das auf den ersten Blick für Freudenschreie sorgen. Schließlich bekommt man für weniger Kapitaleinsatz mehr Einkommen. Leider ist es aber nicht so einfach. Bröckelnde Kurse haben nämlich in der Regel einen Hintergrund, in diesem Fall die Corona-Pandemie.

Ich bin nun kein Arzt, oder Spezialist für Virenverbreitungen und kann somit nicht abschätzen, wie lange uns das Thema beschäftigen wird. Seriös kann das aber auch niemand anderes und das führt dann zu Unsicherheit. Und wenn es eines gibt, dass die Markteilnehmer nicht leiden können, dann ist es Unsicherheit. Entsprechend befinden sich die Märkte nun schon seit geraumer Zeit im freien Fall.

Über Dinge, die wir nicht ändern können, brauchen wir uns auch nicht vertieft Gedanken machen. Über was wir uns aber Gedanken machen können, sind Unternehmen, in die es sich gerade lohnen könnte zu investieren. Im Folgenden stelle ich euch kurz und knapp vier Unternehmen vor, die ich gerade auf dem Schirm habe. Wie immer handelt es sich nur um meine eigene Meinung. Jeder soll sich bitte selbst sein eigenes Bild hierzu machen.

Beginnen möchte ich mit zwei Werten aus dem Ölsektor, nämlich Shell und Exxon Mobil. Hier kommen momentan zwei Dinge zusammen. Zum einen die durch die Corona-Krise und der damit einhergehenden Unsicherheit stark fallenden Kurse plus der massive Fall des Ölpreises. Am 09.03.2020 ist dieser um über 30 % gefallen, was gleichzeitig den größten Rückgang seit dem Golfkrieg im Januar 1991 bedeutete. Hintergrund war die Nichteinigung der OPEC+ Staaten auf eine Reduzierung der Förderquoten. Hier eskalierte vor allem der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland, der zuvorderst taktisch geprägt ist. Ich möchte hier nicht auf die Details eingehen, falls euch das interessiert gibt es hierzu gute Artikel im Netz (u.a. hier).

 

1. Royal Dutch Shell

 

Die dargestellen Grafiken stammen aus Fast Graphs. Ich bitte um Beachtung, dass hier lediglich die in den USA handelbaren ADR`s (ähnlich deutschen Zertifikaten) dargestellt werden. Zwei Aktien entsprechen einem ADR.

Darüber hinaus gibt es A und B Aktien des Unternehmens. Die A-Aktien sind in Großbrittanien notiert, die B-Aktien in den Niederlanden. Alle Angaben gelten aber gleichfalls für beide Aktiengattungen.

 

Geschäftsmodell

Die Royal Dutch Shell plc ist eines der weltweit größten Energieunternehmen. Shell ist an Explorations- und Förderprojekten in rund 70 Ländern beteiligt und einer der weltweit größten Vertreiber von Kraft- und Schmierstoffen. Die Förderoperationen werden zumeist über Joint Ventures mit internationalen und nationalen Öl- und Gasunternehmen ausgeführt und sind mit eigenen Infrastrukturen für den Transport versehen. Die Endprodukte des Unternehmens umfassen Treib- und Schmierstoffe, Bitumen sowie Flüssiggas für den Hausgebrauch von Endkunden ebenso wie für die Industrie und das Transportwesen. Shell produziert außerdem Chemikalien und Petrochemikalien für Industriekunden, welche diese zu Plastik, Oberflächen und Reinigern weiterverarbeiten. Zuletzt einigte sich Shell mit der BG Group auf einen Zusammenschluss der Unternehmen: Für die Übernahme des britischen Gasproduzenten zahlte Shell rund 47 Milliarden Pfund und diversifizierte hiermit sein Geschäftsmodell.

 

Fundamentaldaten

Die folgenden Grafiken sind in der momentanen Marktlage, in der Tagesschwankungen von +/- 10 % oder mehr gerade normal sind, mit Vorsicht zu genießen. Sie stammen alle vom 23.03.2020, eine Tendenz ist bei allen aber auf jeden Fall ersichtlich.

Die Aktie notiert derzeit so tief, wie seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr. Die Dividendenrendite liegt je nach Tagesschwankung gerade zwischen 12-15 %. Infolge des Preisverfalls bei Öl wird für das laufende Jahr mit einem deutlichen Gewinneinbruch gerechnet. Ihr könnt in der Grafik sehen, dass die Dividende (weiße Linie) in diesem Jahr durch den Gewinn (orangene Linie) höchstwahrscheinlich nicht gedeckt werden kann. Wichtig zu beachten ist bei dieser Grafik (wie bei allen anderen), dass es sich hier für die Zukunft um Analystenschätzungen handelt. In der derzeit unsicheren Lage sind künftige Gewinnentwicklungen seriös nicht zu prognostizieren. Hier ist also Vorsicht geboten!

Ich gehe allerdings ebenfalls davon aus, dass der niedrige Ölpreis noch einige Zeit so bleiben wird. Früher oder später sollte er allerdings wieder steigen, da auch Saudi-Arabien mittel- bis langfristig kein Interesse an einem derart niedrigen Preisniveau haben kann.

 

 

 

An eine Dividendenkürzung glaube ich bei Shell nicht. Diese wird zwar seit Jahren lediglich konstant gehalten, wurde allerdings seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gesenkt. Wie ihr oben sehen könnt, erfolgte beim Gewinneinbruch in 2016 auch keine Kürzung.

Langfristig sehe ich beim derzeitigen Kurs ein starkes Aufwärtspotenzial. Ein Invest ist hier sicherlich mit höheren Risiken verbunden, als bei anderen Unternehmen, die hohe Dividende entschädigt hierfür allerdings (sollte sie nicht gekürzt werden).

 

 

2. Exxon Mobil

 

Exxon ist der zweite Ölwert, den ich momentan genauer beobachte. Bisher war die Aktie immer zu teuer und meine Dividendenanforderung an einer Ölwert, der in der Regel keine starken Kursgewinne verzeichnet, wurde nicht erfüllt. Das hat sich nach den oben angesprochenen Punkten nun geändert.

 

Geschäftsmodell

Die ExxonMobil Corporation ist eines der weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Mineralöl, Erdgas und Petrochemie. ExxonMobil ist sowohl im Up- als auch im Downstreamgeschäft tätig: von der Erschließung und Förderung von Erdgas und Erdöl über deren Vermarktung bis hin zur Raffinerie von Mineralölprodukten wie Kraftstoffen, Schmiermitteln und anderen Chemieprodukten. Das Unternehmen ist in rund 50 Ländern aktiv tätig; die wichtigsten Kraftstoffmarken sind Exxon, Esso und Mobil. Entstanden ist das Unternehmen 1999 durch den Zusammenschluss von Exxon und Mobil Oil. Beide waren im 19. Jahrhundert bereits Teil der Standard Oil Company, dem Unternehmen des legendären John D. Rockefeller, die 1911 auf gerichtliche Anordnung zerschlagen wurde. ExxonMobil ist das größte Ölunternehmen der USA.

 

Fundamentaldaten

Auch hier gilt das gleiche, wie bei bei Shell. Durch den Ölpreisverfall wird die Dividende vorrübergehend nicht gedeckt sein. ExxonMobil firmiert jedoch als Dividenden-Champion und hat seine Dividende in den vergangenen 37 Jahren immer gesteigert. Ich gehe davon aus, dass sich das Unternehmen diesen Track-Record auf keinen Fall kaputt machen will und an seiner Dividendenpolitik festhalten wird. Auch hier kann wieder mit höheren Gewinnen geplant werden, wenn sich die beiden Krisen auflösen.

 

 

 

Wie man in der nachfolgenden Grafik sehen kann, betrug der durchnittliche jährliche Ertrag einem Invest vor 20 Jahren lediglich 2,8 %. Durch den starken Preiverfall der Aktie bin ich jedoch zuversichtlich, dass sich die Rendite bei einem Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt deutlich erhöhen wird.

 

 

 

 

3. Nasdaq

 

Nach zwei Ölwerten kommen wir nun zu einem Unternehmen, welches aus meiner Sicht deutlich höhere Wachstumschanchen bietet, was die Kursentwicklung angeht, nämlich dem Börsenbetreiber Nasdaq.

 

Geschäftsmodell

Die NASDAQ OMX Group Inc. ist einer der größten internationalen Börsenbetreiber. Der Konzern ist in den Bereichen Handel, Börse und Aktiengesellschaften tätig. Der Börsenträger bietet seinen internationalen Kunden zahlreiche Dienstleistungen und Kapitalaufnahme-Lösungen an. Darüber hinaus ermöglicht die Unternehmenstechnologie den Betrieb von zahlreichen Börsen, Clearing-Gesellschaften und Wertpapiersammelbanken in mehr als 50 Ländern. Aus einer Börsenfusion von NASDAQ und OMX entstanden, liefert die Gesellschaft Branchenkenntnisse sowie moderne technische Entwicklung im Börsensektor. Im Bereich OTC (over-the-counter) werden auch Strom- und Gasverträge gehandelt. In Europa hält NASDAQ Börsen in Stockholm, Kopenhagen, Helsinki, Island (hier als NASDAQ OMX Nordic), Tallinn, Riga, Vilnius (als NASDAQ OMX Baltic). Zusätzlich unterhält der Börsenbetreiber den weltweit größten Handel mit Energie-Derivaten, wozu auch der europäische Carbon-Handel gehört.

 

Fundamentaldaten

Vor meiner Depotreduzierung hatte ich 50 Anteile vom Unternehmen in meinem Depot. Der Kurs war den fundamentalen Daten ziemlich enteilt und war somit eines der Unternehmen, von denen ich mich getrennt habe. Wer noch einmal genaueres zu dem Thema wissen möchte, kann gerne meinen Beitrag hierzu lesen.

Vom Hoch im Januar hat die Aktie zwischenzeitlich fast 40 % verloren und teilt hier das gleiche Schicksal wie viele andere Werte seit Aufkeimen der Corona-Pandemie. Aus der deutlichen Überbewertung ist mittlerweile eine faire Bewertung geworden. Grund genug für mich, das Unternehmen in die engere Wahl für einen Kauf zu nehmen. Eine Dividende zahlt das Unternehmen seit 2012, wobei die Auszahlungsquote sehr moderat ist. Die Dividendenrendite beträgt derzeit historisch hohe 2,6 %.

Ich persönlich glaube nicht, dass hier mit einem starken Gewinneinbruch gerechnet werden muss. Gehandelt wird an der Börse immer, unabhängig von den Kursständen. Darüber hinaus werden viele Datenabos geliefert, bei denen nicht mit einer massiven Kündigungswelle gerechnet werden kann. Beim Blick auf die Finanzkrise 2008/2009 fällt auf, dass der Gewinnrückgang mit 11 % in 2009 sehr moderat war.

 

 

 

 

Der durschnittliche Jahresreturn seit 2012 liegt bei 12 % und hat damit den S&P 500 mit 6,2 % deutlich outperformt.

 

 

 

 

4. Broadcom

 

Seit längerer Zeit bin ich auf Suche nach einem weiteren Halbleiterunternehmen zu Qualcomm, die ich seit einigen Jahren im Depot habe. Nach den Kursrückschlägen ist mir hier Broadcom ins Auge gestochen. Interessanterweise hatte Broadcom im Jahr 2018 noch versucht, Qualcomm zu übernehmen. Die Übernahme wurde von US-Präsident Trump mit dem Verweis auf die nationale Sicherheit verweigert, da Broadcom seinerseits 2016 von Avago Technologies aus Singapur übernommen wurde und der Sitz dorthin verlegt worden war. Im Zuge der trumpschen Verweigerung wurde der Sitz dann 2018 wieder in die USA verlegt.

 

Geschäftsmodell

Broadcom Inc. ist ein Anbieter von integrierten Schaltkreisen für Netzwerkanwendungen. Das Unternehmen produziert hochintegrierte Chips, die die Breitbandkommunikation sowie die Übertragung von Audio, Video und Daten ermöglichen. Broadcom bietet komplette System-on-a-Chip-Lösungen und damit verwandte Hardware- und Softwareanwendungen für jede Art von Breitbandkommunikation. Die Produktpalette umfasst Lösungen für Digitalkabel-, Satelliten- oder Internet-Protokolle, Set-Top-Boxen, HDTV-Geräte, Smartphones, GPS wie auch Kabel- oder DSL-Modems und Chips für die Mobilfunkkommunikation.

 

Fundamentaldaten

Betrachtet man die Gewinnentwicklung des Unternehmens, verläuft die Kurve bilderbuchmäßig von links unten nach rechts oben. Allerdings ist wie bei allen Unternehmen dieses Sektors die zyklische Verhaltensweise unverkennbar. Jahre mit sehr starkem Gewinnwachstum (2014-2018) wechseln sich mit Jahren mit niedrigem Wachstum (2012-2013) ab. Zwar ist der Kurverfall im Chart schwer erkennbar, aber auch hier beträgt er etwa 40 % vom Hoch. Auch Broadcom wird unter dem Coronavirus leiden müssen, wie stark ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös zu beantworten. Aus meiner Sicht ist nach dem Kursverfall jedoch ein interessantes Chance-Risiko-Verhältnis für einen Einstieg gegeben.

 

 

 

Das Unternehmen weist mittlerweile eine Dividendenrendite von knapp 6,8 % auf. Eine Zahlung erfolgt seit 2011, die Steigerungen fielen sehr stark aus und sind in den Folgejahren so definitv nicht fortführbar.

 

 

 

 

Wie ist eure Meinung zu den Unternehmen. Habt ihr das ein oder andere auch auf dem Schirm, oder seid bereits investiert? Ich freue mich auf Kommentare von euch.


Quelle der Grafiken: Fastgraphs.com

Alle Artikel auf beamteninvestor.de stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die Informationen geben lediglich einen Einblick in die Meinung des Autors.

Ein Gedanke zu „Meine Watchlist für den März 2020

  1. Dividende in Ur-Krostitzer Antworten

    Shell A und B hast du wohl im Artikel oben vertauscht. Besitze die A und da wurde natürlich 15% NLD-QS abgezogen. B ist in GBR. Und beide starten mit GB in der ISIN 😀

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